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Diakonie: Gehalt, Jobs & Karriere beim evangelischen sozialen Dienst

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Eine junge Pflegerin der Diakonie kümmert sich um einen älteren Herrn.

Wohltätige Arbeit hat in der Kirche schon seit vielen Jahrhunderten Tradition und gilt als Ausdruck gelebter Nächstenliebe, insbesondere gegenüber hilfsbedürftigen Menschen. Eng damit verbunden ist der Begriff der Diakonie, welcher seinen Ursprung im griechischen Wort diakonía („Dienst“) hat – hiermit war anfangs schlichtweg die organisierte Armenpflege gemeint.

Heute bezeichnet die Diakonie konkret den sozialen Dienst der evangelischen Kirchen. Ganz in Einklang mit christlichen Werten steht dabei vor allem der Einsatz für Personen in Not oder am Rande der Gesellschaft im Vordergrund, unabhängig von Geschlecht, Nationalität oder Religionszugehörigkeit. Somit hat die Diakonie einen selbstformulierten Anspruch als „Anwältin der Schwachen“ und bietet beispielsweise Kranken, Senioren, Jugendlichen oder Menschen mit Behinderung vielfältige Unterstützungsangebote an.

Gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO), dem Deutschen Roten Kreuz (DRK), dem Deutschen Caritasverbund (DCV), dem Paritätischen Gesamtverband sowie der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) stellt die Diakonie Deutschland einen der sechs Spitzenverbände der sogenannten Freien Wohlfahrtspflege dar. Diese verschreibt sich der Bereitstellung organisierter sozialer Hilfsangebote und bildet hierdurch einen zentralen Eckpfeiler des Sozialstaates der Bundesrepublik Deutschland.

Die Diakonie Deutschland ist allerdings mehr als nur ein Wohlfahrtsverband: Mit mehr als einer Million Beschäftigten, hiervon fast 50 Prozent hauptberuflich angestellt, ist sie zugleich einer der größten Arbeitgeber des Landes. Doch welche Jobs gibt es dort überhaupt? Ist es möglich, bei der Diakonie eine Ausbildung zu absolvieren? Und welche Gehälter kann man insgesamt erwarten? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen wir uns in diesem Artikel.

Eine Institution mit jahrhundertealter Tradition: Die Geschichte der Diakonie

Diakonische Arbeit hat es in der Kirche schon immer gegeben. Die ideologische Grundlage hierfür wurde in der Bibel gelegt, beispielsweise heißt es im Alten Testament: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (3. Mose 19,18). So zeichneten sich bereits im Altertum christliche Gemeinden durch wohltätiges Tun aus, und auch im Mittelalter verschrieben sich Glaubensorden der Fürsorge gegenüber Schwachen und Bedürftigen.

Die Diakonie, wie wir sie heute kennen, hat ihren neuzeitlichen Ursprung im Revolutionsjahr 1848, als beim ersten evangelischen Kirchentag in Wittenberg auf Betreiben des Theologen Johann Hinrich Wichern der Grundstein für den Central-Ausschuss für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche gelegt wurde. Dieser kann als Vorläuferorganisation der heutigen Diakonie angesehen werden. Während der Kaiserzeit sowie der Periode der Weimarer Republik leisteten karitative Organisationen der Kirche einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des deutschen Sozialstaates.

Einen erheblichen Einschnitt bildete die Zeit des Dritten Reiches, als infolge der Machtübernahme der Nationalsozialisten sämtliche Wohlfahrtsverbände gleichgeschaltet wurden. Nach Kriegsende wurde die Diakonie 1945 zunächst als Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland neugegründet. Insbesondere Geflüchtete, Vertriebene und Kriegsheimkehrer wurden betreut und bei der Integration bzw. Rückintegration in die Gesellschaft unterstützt. 1975 wurde schließlich das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) geschaffen, welches nach der Wiedervereinigung mit der ostdeutschen Diakonie zusammengeführt wurde; diese war in der DDR allen staatlichen Beschränkungen zum Trotz auch weiterhin aktiv gewesen.

Die Diakonie Deutschland heute

Zwar werden die sozialen Dienste der evangelischen Kirche unter dem Begriff der Diakonie zusammengefasst, dennoch ist das Verständnis einer einzigen Diakonie etwas missverständlich: Tatsächlich handelt es sich hierbei nicht um eine homogene Organisationseinheit, sondern vielmehr um eine Dachvereinigung, in der eine Vielzahl verschiedenster Unterverbände versammelt ist. Hierzu gehören insbesondere 17 Landesverbände – deren Zuständigkeitsbereich deckt sich nicht vollständig mit den jeweiligen Bundesländern, beispielsweise gibt es je einen Verband für die Region Baden und einen für die Region Württemberg, während Sachsen-Anhalt und Thüringen im Landesverband Mitteldeutschland zusammengefasst sind – sowie 67 Fachverbände. Hierzu gehören Bundesverbände der Träger und Einrichtungen, Personenverbände, volksmissionarische und seelsorgerliche Fachverbände sowie gemeinde- und integrationsorientierte Fachverbände. Beispiele sind:

  • Christoffel-Blindenmission
  • Deutscher Evangelischer Krankenhausverband
  • Gesamtverband für Suchthilfe (GVS)
  • Internationale Gesellschaft für Mobile Jugendarbeit (ISMO)
  • Johanniter-Unfall-Hilfe
  • Studentenmission in Deutschland (SMD)

Die Arbeit der diakonischen Verbände wird aus unterschiedlichen Quellen finanziert: Während medizinische und pflegerische Aufgaben oftmals durch Mittel der Sozialversicherungen wie etwa der Krankenkassen gedeckt werden, ist die Diakonie in anderen Hilfsbereichen vor allem auf Leistungsentgelte angewiesen, z. B. durch Kitagebühren in von der Diakonie geleiteten Kindertagesstätten. Zu einem geringen Teil spielen ebenso öffentliche Zuwendungen eine Rolle, die restlichen Geldmittel werden durch Fördergelder, Spenden oder Mitgliedsbeiträge erlöst.

Insgesamt ergibt sich so ein Verbandszusammenschluss von enormer Größe, auf dessen vielfältige Hilfsangebote in ganz Deutschland mehr als zehn Millionen Menschen zurückgreifen. Um jene Menschen sozial angemessen versorgen und unterstützen zu können, müssen viele Hände zusammenarbeiten: Fast 600.000 Arbeitnehmer sind hauptamtlich bei der Diakonie beschäftigt, hinzu kommen 700.000 Ehrenamtliche, welche mit ihrem freiwilligen Engagement das Wohlfahrtssystem im aktuellen Umfang erst ermöglichen.

Mit diesem Netzwerk wird eine Vielzahl an Einsatzgebieten abgedeckt. Genannt werden können hier exemplarisch:

  • Kinder- und Jugendhilfe: z. B. Kindergärten, Kindertagesstätten, Jugendheime
  • Behindertenhilfe: z. B. Beratungszentren, Wohnstätten, Schulen
  • Altenhilfe: z. B. Altenheime, Begegnungsstätten
  • Krankenhilfe und Suchtkrankenhilfe: z. B. Pflegeheime, psychiatrische Einrichtungen, Telefonseelsorge
  • Familienhilfe: z. B. Frauenhäuser, Beratungsstellen, Müttergenesungswerk
  • Arbeitslosenhilfe: z. B. Werkstätten, Qualifizierungseinrichtungen

Ausbildung und Studium bei der Diakonie

Gerade im sozialen Bereich herrscht akuter Fachkräftemangel – umso wichtiger ist es daher, interessierten und motivierten Nachwuchs früh für Wohlfahrtsarbeit zu begeistern sowie fachgerecht auszubilden und anschließend langfristig zu binden. Daher ist es möglich, eine breite Auswahl an Ausbildungen bei der Diakonie Deutschland zu absolvieren. Etwa 400 Ausbildungsstätten stehen hierfür in ganz Deutschland zur Auswahl.

Besonderes Augenmerk liegt auf der generalistischen Pflegeausbildung, welche erst 2020 ins Leben gerufen wurde. Durch veränderte Arbeitsanforderungen sowie den demografischen Wandel, der eine stetig wachsende Anzahl an Pflegebedürftigen mit sich bringt, erwies sich das alte Ausbildungssystem als nicht mehr zeitgemäß: Hier waren Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege noch voneinander getrennt gewesen. Diese drei Ausbildungsberufe werden nun im Beruf der Pflegefachkraft vereinigt. Die Ausbildung nimmt drei Jahre in Anspruch, wobei alle Azubis in den ersten zwei Lehrjahren gemeinsam unterrichtet werden. Anschließend besteht die Möglichkeit einer Spezialisierung. Pflegeauszubildende können bei der Diakonie Deutschland je nach Tarif, Ausbildungsjahr und Bundesland ein monatliches Einkommen zwischen 780 und 1.572 Euro erwarten. 

Genauso verhält es sich bei folgenden Ausbildungsberufen, die bei der Diakonie Deutschland erlernt werden können:

Für Diätassistenten, Familienpflegerinnen und Hauswirtschafter ist hingegen eine Ausbildungsvergütung zwischen 600 und 1.096 Euro vorgesehen.

Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, bei Einrichtungen der Diakonie ein duales Studium zu absolvieren. Hier liegt der monatliche Verdienst für Bachelorstudierende im Praxiseinsatz zwischen 1.366 und 1.835 Euro. Mögliche Studienfächer sind hier beispielsweise:

Wer sich noch nicht ganz sicher ist, ob ein Job bei der Diakonie das Richtige ist, oder einfach nur hineinschnuppern möchte, kann zuvor ein mehrmonatiges Praktikum machen. Ebenso ist es möglich, direkt nach dem Schulabschluss ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bzw. einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) zu absolvieren.

Berufe und Gehälter bei der Diakonie

Dank der großen Bandbreite an Einsatzfeldern arbeiten bei der Diakonie Deutschland zahlreiche verschiedene Berufsgruppen zusammen, z. B. in den Bereichen Pflege, Erziehung, Management oder Kirchenarbeit. Auch bei der Bezahlung dominiert das Prinzip der Uneinheitlichkeit: Zwar gibt es für diakonische Institutionen den Bundestarif AVR DD, doch dieser ist bei weitem nicht für alle Beschäftigten gültig. Obendrein gibt es diverse diakonische Regionaltarife, wodurch bei der Entlohnung starke geografische Schwankungen entstehen.

Darüber hinaus werden nicht alle Angestellten nach Tarif bezahlt – dies trifft auf etwa 10 Prozent zu: Hierzu gehören beispielsweise Gastärzte und -ärztinnen, welche ihr Einkommen selbst verhandeln. Für den Rest gilt: Ähnlich wie im öffentlichen Dienst lässt sich der eigene Lohn anhand festgelegter Vergütungstabellen ableiten. Je nach Qualifikation werden Mitarbeiter verschiedenen Entgeltgruppen zugewiesen, welche weiterhin in unterschiedliche Erfahrungsstufen eingeteilt sind. Die aktuellen Lohnsätze sind öffentlich auf den Internetseiten der jeweiligen Bundes-, Landes- oder Fachverbände zugänglich. Allgemeingültige Aussagen über das Einkommensniveau diverser Berufsgruppen bei der Diakonie lassen sich allerdings nicht treffen.

Hier daher ein Überblick über mögliche Berufe in Einrichtungen der Diakonie Deutschland sowie beispielhafte Monatsbruttogehälter, welche unabhängig vom Arbeitgeber im deutschlandweiten Durchschnitt zu erwarten sind:

Bildung und Erziehung

Alltags- und Sozialbetreuung

Verwaltung

Alle Angaben beziehen sich auf eine reguläre Vollzeitstelle. Hierbei muss allerdings beachtet werden: In der Praxis ist eine beträchtliche Anzahl an Angestellten in Teilzeit tätig. Zudem darf nicht vergessen werden, dass mehr als die Hälfte aller Menschen, die sich bei der Diakonie Deutschland engagieren, dies ehrenamtlich tun.

Jobs bei der Diakonie

Bruttogehalt:
Durchschnittliches Bruttogehalt bei 40 Wochenstunden

Arbeiten bei der Diakonie: Wird Nächstenliebe auch am Arbeitnehmer praktiziert?

Obwohl Kirchen zu den größten Arbeitgebern in Deutschland gehören, wird die Arbeit in deren Einrichtungen durchaus kritisch beäugt. Der Grund: Kirchen und kirchennahe Organisationen unterliegen eigenen arbeitsrechtlichen Bestimmungen, die sich zum Teil erheblich von sonst gültigen Regelungen unterscheiden.

Das zeigt sich etwa bei der Lohngestaltung: Hier gibt es neben dem sogenannten Ersten Weg (die einseitige Vergütungsfestlegung ohne Mitgestaltungsmöglichkeiten des Arbeitnehmers, z. B. bei der Beamtenbesoldung) und dem Zweiten Weg (gängige Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, vor allem in der freien Wirtschaft) noch den Dritten Weg, welcher bei der Kirche üblich ist. Hier werden Gehälter von sogenannten Arbeitsrechtlichen Kommissionen bestimmt, welche gleichverteilt mit Vertretern und Vertreterinnen der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite besetzt sind. Weitere Kennzeichen des Dritten Weges: Streikverbot sowie fehlende Betriebsräte. Letztere werden stattdessen durch Mitarbeitervertretungen ersetzt, welche jedoch deutlich geringere Mitspracherechte haben als ein üblicher Personal- oder Betriebsrat, wie einige Kritiker monieren.

2011 und 2012 wurden daher Anschuldigungen laut, wonach zahlreiche diakonische Einrichtungen Mitarbeiter in Zeitarbeitsfirmen bzw. in ausgegliederten Betrieben beschäftigt hatten, um Gehaltskosten zu sparen. Ebenso wurde damals der Vorwurf erhoben, es gäbe im unübersichtlichen „Flickenteppich“ aller unterschiedlichen Tarife auch solche, die zum Teil weit unter den Standards des öffentlichen Dienstes lägen. Jene Vorwürfe waren damals von der Diakonie zurückgewiesen worden.

Heute zahlt die Diakonie nach eigenen Angaben überdurchschnittliche Gehälter, zudem wird auf die hohe Tarifabdeckung in Höhe von 90 Prozent verwiesen. Inwiefern dies stimmt, müssen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen selbst individuell überprüfen. Für viele Beschäftigte spielt Geld jedoch ohnehin nicht die Hauptrolle: Sie engagieren sich vor allem aus sozialer Hilfsbereitschaft bei der Diakonie Deutschland.

 

Quellen:

Deutschlandfunk

Diakonie Deutschland

Diakonisches Werk Bonn

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM)

Kirchenfinanzen.de

Spiegel Online