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Edeka: Arbeit und Gehalt bei Deutschlands größtem Einzelhändler

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Supermarkt-Personal untersucht Lebensmittel

Edeka ist eines der bekanntesten Einzelhandelsunternehmen Deutschlands und verfügt noch dazu über den größten Marktanteil in diesem Sektor. Der Lebensmittelriese schreibt seit mehr als 100 Jahren Erfolgsgeschichte – aber gilt das auch für die rund 350.000 Mitarbeiter? Werfen wir einen Blick auf die Besonderheiten der Unternehmensgruppe, die Arbeitsrealität der Angestellten und die Gehaltsdaten von Edeka.

Das Image ist geläufig: In der Außendarstellung präsentiert sich Edeka gerne als glückliche Handelsfamilie. Bekannt ist die TV-Werbung, in der die zufriedenen Mitarbeiter freundlich und serviceorientiert im Vordergrund stehen. Regelmäßig ist das Unternehmen dank cleverer Spots in aller Munde und gerade zur Weihnachtszeit regen die „Edekaner“ auch mal zum Nachdenken an. Dass es hinter den Kulissen natürlich etwas anders zugeht als in der heilen Werbewelt, dürfte nicht verwundern. Allgemeingültige Aussagen zum Arbeitsklima und der Bezahlung der Mitarbeiter sind allerdings gar nicht so leicht zu treffen – Grund dafür ist eine Besonderheit der Unternehmensform von Edeka.

Das Unternehmen Edeka: Geschichte und Struktur

Die strukturellen Eigenheiten der Supermarktgruppe sind historisch gewachsen. Eine mehr als 100-jährige Tradition und ein guter Ruf in Sachen Warenqualität zeichnen das Unternehmen aus, das 1907 als „Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin“ gegründet wurde. Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Bundesrepublik: Edeka konnte sich bislang in jedem politischen Klima etablieren. In den vergangenen Jahren stieg man endgültig zum Handelsriesen Nummer eins auf, nicht zuletzt durch den Zukauf von Netto Marken-Discount in den 2000ern.

Der wesentliche Unterschied zu anderen Einzelhandelsketten wie zum Beispiel Aldi oder Rewe ist, dass Edeka ein genossenschaftlich organisierter Unternehmensverbund ist und kein Konzern im eigentlichen Sinne. Neben der Zentrale in Hamburg und sieben Regionalgesellschaften als Zwischenebene besteht Edeka aus mehr als 4.000 selbstständigen Einzelhändlern mit etwa 6.000 Filialen. Nur zu einem wesentlich geringeren Teil sind weitere Märkte direkt der Edeka-Gruppe unterstellt. Hinzu kommen die Netto-Discounter, die allerdings von den Kunden in der Regel nicht als Edeka wahrgenommen werden.

Freiheiten für die Kaufleute nicht immer im Sinne der Mitarbeiter

Da die selbstständigen Kaufleute weitreichende Freiheiten besitzen, ist es nicht so einfach möglich, allgemeingültige Aussagen über die Arbeit oder das Gehalt bei Edeka zu treffen. Der Trend zur Auslagerung nimmt außerdem zu. Dass das Unternehmen seine Filialen fortschreitend an selbstständige Kaufleute abgibt, beschädigt das Image des größten Lebensmittelhändlers des Landes. Im Widerspruch zu den hochwertigen Produkten und dem sauberen Bild in der Werbung wird nämlich vielfach davon berichtet, dass einzelne Unternehmer nicht nach dem im Einzelhandel üblichen Tarif bezahlen. Je kleiner aber die Unternehmenseinheit – in diesem Fall die Edeka-Kaufleute mit einem oder wenigen Märkten –, desto einfacher ist es, Flächentarifverträge zu umgehen und Gehälter unterhalb der tariflichen Vereinbarungen zu bezahlen. Und von dieser Option wird immer wieder Gebrauch gemacht.

Seitens Edeka erklärt man allerdings, dass die meisten Betriebe unter dem gelbblauen Logo „branchenüblich“ bezahlen und übertarifliche Leistungen bieten sollen. Der Wechsel von einem selbstständigen Kaufmann zu einem Markt der Edeka-Zentrale mit Tarifvertrag kann allerdings für einen Mitarbeiter schon mal ein Gehaltsplus von 30 Prozent mit sich bringen. Kurzum: Es ist unübersichtlich bei Deutschlands größtem Einzelhändler.

Gehälter bei Edeka: Ist das schon Lohndumping?

Für Kaufleute, die eine Edeka-Filiale übernehmen, gilt eine einjährige Schutzfrist, innerhalb der sie sich an die Vorgaben der Zentrale bezüglich Rahmenbedingungen wie Lohn etc. halten müssen. Danach ist es möglich, dass der neue Kaufmann Gehälter reduziert, Mitarbeiter kündigt und Rahmenbedingungen verändert. Im selbstständigen Edeka-Einzelhandel liegt die Entlohnung also vollständig in der Verantwortung der Kaufleute. Der Gedanke dahinter ist, dass die Selbstständigen ihre Märkte zielstrebiger führen, weil für sie persönlich mehr von ihrem eigenen wirtschaftlichen Erfolg abhängt als bei einer klassischen Filiale. Die Gewerkschaft ver.di beklagt dabei einige Missstände: So würden Überstunden zum Teil nicht ausgezahlt oder sogar die Bildung von Betriebsräten blockiert. Die Vorwürfe weist Edeka wiederholt zurück, doch konnte man bislang keine umfassende Gegendarstellung präsentieren.

Trotz der unübersichtlichen Lage der vielen Filialen und Einzelhändler zeichnen sich gewisse Zahlen ab. Ordnet man diese Gehaltsdaten grob ein, so ist bei Edeka mit folgenden Bruttojahresgehältern zu rechnen:

  • Regionalleiter: 100.000 €
  • Marktleiter oder Bezirksleiter: 50.000 bis 75.000 €
  • Gruppenleiter: 48.000 bis 70.000 €
  • Einkäufer: 55.000 bis 66.000 €
  • Filialleiter: 40.000 €
  • Verkäufer oder Kaufmann/-frau im Einzelhandel: 24.000 €

Die unterschiedlichen Berufsbezeichnungen, die die Mitarbeiter bei verschiedenen Edeka-Unternehmen tragen, erschweren zusätzlich die Vergleichbarkeit. Festzuhalten ist, dass beispielsweise Einkäufer vielfach bei den größeren Regionalgesellschaften tätig sind und hier vorwiegend Gehälter nach Tarifvertrag erhalten. In den sogenannten Regiemärkten, die ebenso von den Regionalgesellschaften betrieben werden, gibt es überdies nahezu flächendeckend Betriebsräte, was bei den Märkten der Kaufleute keine Selbstverständlichkeit ist.

Ausbildung und duales Studium

Mehr als 16.000 Menschen machten im Jahr 2016 eine Berufsausbildung bei Edeka. Bei der Bezahlung der Azubis geht es dort indes weniger flexibel zu als bei den festangestellten Mitarbeitern: Die Höhe der Ausbildungsvergütung richtet sich gemäß Tarifverträgen nach dem Bundesland, dem Ausbildungsberuf und dem Ausbildungsjahr. Und so erhalten etwa angehende Kaufleute im Einzelhandel zwischen 670 und 960 € während ihrer Lehre. Weitere Ausbildungsgehälter finden Sie hier.

Auch der Verdienst während des dualen Studiums richtet sich nach dem Bundesland, dem Studiengang und dem Studienjahr. Häufig liegt die Spanne hier zwischen 600 und 1.600 € brutto pro Monat.

Berufe bei Edeka

Das Jobangebot bei Edeka ist ausgesprochen vielfältig und umfasst Arbeitsplätze im Einzelhandel, im Großhandel und in der Logistik, in der Verwaltung, im IT-Bereich und in der Produktion. Einige dieser Bereiche werden im Wesentlichen von der Zentrale oder den Regionalgesellschaften abgedeckt. Folgende Berufe gibt es deutschlandweit im Einzelhandel:

Aber auch als Fachinformatiker für Systemintegration, Projektleiter, Abteilungsleiter, Berufskraftfahrer und als Spezialist in vielen weiteren Tätigkeitsfeldern kann man bei Edeka Arbeit finden.

Lohnt es sich, für Edeka zu arbeiten?

Die Frage nach der Attraktivität des Arbeitgebers Edeka lässt sich nur mit einem „Es kommt darauf an“ beantworten. Viel zu unterschiedlich sind die Aussagen, die Angestellte der verschiedenen Gesellschaften, Märkte und Filialen machen – sowohl was das Gehalt als auch das Arbeitsklima im Allgemeinen betrifft. Unabhängig von dem Standort und der Rechtsform des Arbeitgebers gilt jedoch, dass man als Edeka-Mitarbeiter Hingabe für das Berufsfeld Einzelhandel und Verbrauchsgüter mit entsprechender Stressresistenz und Belastbarkeit sowie Kundenorientierung mitbringen sollte. „Wir lieben Lebensmittel“ eben.

Weiterführende Infos zum Thema:

Rewe Gehalt - Jeden Tag ein bisschen besser?

Wie ist das Lidl Gehalt?

Das heutige Angebot bei Aldi: Das Aldi Gehalt selbst

Was verdient man bei Metro?

Quellen:

Edeka
Glassdoor
Spiegel Online
Tagesschau.de
ZEIT Online

Durchschnittliches Bruttogehalt bei 40 Wochenstunden