ASB: Gehalt, Ausbildung und Jobs beim Arbeiter-Samariter-Bund
Inhaltsverzeichnis
Der Begriff Samariter ist vermutlich den meisten Menschen bekannt, doch was genau ist eigentlich ein Samariter? Die Bezeichnung bezieht sich auf selbstlose Helferinnen und Helfer, die stets bereit sind, andere Menschen zu unterstützen. Nicht nur in der Bibel werden diese Menschen thematisiert, auch im Alltag begegnet einem der Begriff immer wieder, denn der Samariter ist auch ein veralteter Begriff für einen Ersthelfer und Namensgeber für eine der größten Hilfsorganisationen.
Unter dem Leitspruch „Wir helfen hier und jetzt“ bietet der Arbeiter-Samariter-Bund allen Menschen, unabhängig von politischer, ethischer, nationaler oder religiöser Zugehörigkeit, vielfältige Hilfsangebote. Historisch begründet durch die Initiative von Arbeitern und Handwerkern engagiert sich der ASB besonders in den Bereichen Notfallrettung und Erste Hilfe. Der politisch und konfessionell ungebundene Dienstleister orientiert sich in seiner Arbeit an den Bedürfnissen der Menschen und setzt sich so mit gesellschaftlich relevanten Aufgaben auseinander.
Der ASB ist sowohl eine Hilfsorganisation, die sich unter anderem weltweit für humanitäre Hilfe und den Katastrophenschutz einsetzt, als auch ein Wohlfahrtsverband, der sich in der Altenpflege, der Behindertenhilfe oder der palliativen Versorgung engagiert. Am bekanntesten ist der Arbeiter-Samariter-Bund jedoch für seinen Rettungsdienst und Sanitätsdienst.
Unterstützt wird der Wohlfahrtsverband von mehr als 1,3 Millionen Mitgliedern, rund 400.000 hauptberuflichen Mitarbeitern sowie 20.000 ehrenamtlichen Helfern. Der Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V. ist ein gemeinnütziger, eingetragener Verein, der sich aus 16 Landesverbänden und 194 Regionalverbänden, Kreisverbänden sowie Ortsverbänden zusammensetzt. Aufgrund der demokratischen Strukturen bezeichnet sich der ASB selbst als Mitgliederorganisation, welche insbesondere die Gleichstellung von Mann und Frau vorantreiben möchte.
Doch welche Jobs gibt es überhaupt beim Arbeiter-Samariter-Bund? Und welche Gehälter sind zu erwarten? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich der folgende Artikel.
Die Geschichte einer Arbeiterbewegung
Im 19. Jahrhundert ist die Arbeit in Werkstätten und Fabriken lebensgefährlich, denn zu Zeiten der Industrialisierung gibt es weder allgemeingültige Vorschriften für den Arbeitsschutz noch für die Unfallverhütung. Unfälle, meist verursacht durch ungeschützte Maschinen, enden für die Arbeiter oftmals tödlich, auch weil es in dieser Zeit keine ausgebildeten Ersthelfer oder entsprechendes Verbandsmaterial vor Ort gibt. Einen Rettungsdienst im heutigen Sinne gibt es noch nicht – keiner kann im Notfall ausreichend helfen.
Im Jahr 1888 ergreifen schließlich sechs Berliner Zimmerleute die Initiative und organisieren den ersten Lehrkursus über die Erste Hilfe bei Unglücksfällen. Auf diesen folgen viele weitere Samariter-Kurse und die Gründung sogenannter ASB-Kolonnen, neben Berlin auch in anderen deutschen Städten. Damit ist nicht nur der Grundstein für den Arbeiter-Samariter-Bund gelegt, auch die Notfallrettung in Deutschland erhält einen entscheidenden Impuls. Im Jahr 1909 gründen Arbeiter-Samariter aus verschiedenen Städten schließlich den Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V.
Während des ersten Weltkriegs werden vom Kriegsdienst befreite Mitglieder des ASB zur freiwilligen Krankenpflege aufgerufen, welche nach dem Krieg weiter ausgeweitet wird. Der Arbeiter-Samariter-Bund baut in den Folgejahren nicht nur den Rettungsdienst weiter aus, sondern engagiert sich auch auf allen anderen Gebieten der Wohlfahrt. Vor allem die Entbehrungen der Nachkriegsjahre fordern einen Kraftakt von den Samaritern, denn nicht nur Infektionskrankheiten und eisige Winter plagen die Gesellschaft, auch Hunger, Wohnungsnot und eine zusammengebrochene Krankenversorgung bedrohen die Existenz vieler Menschen.
Bereits im Jahr 1933 gerät der ASB in Konflikte mit den Nationalsozialisten und wird aus diesem Grund noch im gleichen Jahr verboten und aufgelöst. Sämtliches Eigentum wird beschlagnahmt und Teile des Vereins werden zwangsweise in die SA eingegliedert. Viele damalige Mitglieder des Arbeiter-Samariter-Bundes sind Juden, bleiben somit vom Rassenhass der Nazis nicht verschont und werden bis zum Ende des zweiten Weltkriegs gnadenlos verfolgt.
Während der ASB in der BRD bereits im Jahr 1945 seine Arbeit wieder aufnehmen kann, bleibt die Hilfsorganisation in der DDR weiterhin verboten. Nach dem Mauerfall gründen sich jedoch auch in den neuen Bundesländern schnell erste ASB-Ortsverbände mit weitaus mehr Diensten als vor dem Krieg. Heute ist der Arbeiter-Samariter-Bund in Deutschland und auf der ganzen Welt aktiv, egal ob Erste Hilfe bei der Fußball-WM in Deutschland, Einsätze im Balkan oder Hilfe für Tsunami-Opfer in Sri Lanka.
Ausbildung beim Arbeiter-Samariter-Bund
Für Schulabsolventen mit einem Hauptschulabschluss, einem mittleren Schulabschluss oder dem Abitur bietet der ASB verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten an. Da vor allem die Erste Hilfe in der Geschichte der Hilfsorganisation eine große Rolle spielt, liegt auch heute noch ein besonderes Augenmerk auf den damit verbundenen Ausbildungsberufen. Seit dem Jahr 2020 bietet der ASB, wie viele andere Wohlfahrtsverbände, zudem die Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann an, welche die Ausbildungen in allen Pflegebereichen zusammenführt. Es muss jedoch beachtet werden, dass nicht jeder Beruf an jedem Standort erlernt werden kann, da jeder der 194 Ortsverbände individuell festlegt, welche Ausbildungsprogramme angeboten werden können. Weitere Informationen bietet die Internetseite des jeweiligen Verbands.
Auch wenn das Angebot nicht ganz so umfangreich wie bei anderen Wohlfahrtsorganisationen ist – folgende Ausbildungsberufe stehen zur Auswahl:
- Gesundheits- und Pflegeassistenz
- Kaufmann/-frau im Gesundheitswesen
- Notfallsanitäter/-in
- Pflegefachmann/-frau
- Rettungssanitäter/-in
Der Arbeiter-Samariter-Bund steckt nach eigener Aussage viel Energie und Leidenschaft in die Ausbildung seiner Nachwuchstalente, da der Verein weiß, was die Azubis leisten und wie wichtig auch sie für das Unternehmen sind. Je nach Lehrberuf und Art der Ausbildung dauert diese beim ASB in der Regel ein bis drei Jahre. Für die Zeit nach einer erfolgreich absolvierten Ausbildung wirbt der Verein mit einer Übernahmegarantie. Da die Hilfsorganisation nicht nach einem einheitlichen Tarifvertrag vergütet, variiert auch das Gehalt der Auszubildenden je nach Region und Beruf. Beispielsweise verdienen Azubis in Dresden im Bereich Pflege im ersten Ausbildungsjahr bereits 1.120 Euro brutto monatlich, im zweiten Jahr 1.185 Euro und im dritten Lehrjahr 1.287 Euro. Schon in benachbarten Verbänden können diese Gehälter jedoch abweichen.
Duales Studium und Freiwilligendienste
Neben klassischen Berufsausbildungen bietet der ASB auch einige duale Studiengänge an. Jedoch ist dies kein flächendeckendes Angebot, da nur einzelne regionale Verbände mit entsprechenden Hochschulen kooperieren und so dual Studierende aufnehmen können. Welcher Verband welchen Studiengang anbietet und wann diese starten, kann auf der entsprechenden Internetseite recherchiert werden. Die Vergütung der Studierenden ist meist an die Regelungen für Azubis angelehnt.
Folgende Studiengänge werden vom Arbeiter-Samariter-Bund angeboten:
- Business Administration
- BWL – Gesundheitsmanagement
- Gesundheits- und Sozialmanagement
Der ASB baut, wie alle Wohlfahrtsverbände, auch auf Freiwilligenarbeit, beispielsweise in Form eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) oder eines Bundesfreiwilligendienstes (BFD). Besonders in der Pflege sind die Verbände auf diese Unterstützung oft angewiesen. Junge Leute erhalten hier jedoch auch die Möglichkeit, praktische Erfahrungen in einer gemeinnützigen Pflegeeinrichtung zu sammeln und verantwortungsvolle Aufgaben zu übernehmen.
Wer sich noch nicht sicher ist, ob der Arbeiter-Samariter-Bund wirklich der richtige Ausbildungspartner ist, hat im Rahmen eines Vorpraktikums die Möglichkeit, in den Arbeitsalltag und das Arbeitsumfeld hineinzuschnuppern.
Berufe und Gehälter beim ASB
Dank der großen Bandbreite an Einsatzfeldern bietet der Arbeiter-Samariter-Bund vielen verschiedenen Berufsgruppen abwechslungsreiche Karrierechancen. Besonderes Augenmerk legt die Hilfsorganisation jedoch auf den Bereich Pflege und Soziales.
Der Verband wirbt mit einer attraktiven Vergütung, regelmäßigen Gehaltserhöhungen sowie Sonderzuschlägen wie beispielsweise Weihnachtsgeld – einen einheitlichen Tarifvertrag gibt es jedoch nicht. In der stationären Pflege zahlt der ASB in Anlehnung an den TVöD Pflege, aus diesem Grund ist die Vergütung in diesem Bereich klar geregelt und bundesweit sehr ähnlich. Das jeweilige Gehalt kann hier mithilfe einer Gehaltstabelle bestimmt werden.
Einzelne regionale Samariter-Verbände haben Tarifverträge, doch auch diese gelten lange nicht für alle Mitarbeiter. So wurden beispielsweise in München eine tarifliche Bezahlung nach Vergütungstabelle, geregelte Urlaubstage sowie Sonderzuschläge für Mitarbeiter des ASB in einem Tarifvertrag festgehalten, jedoch gilt dieser ausschließlich für Mitarbeiter des Rettungsdienstes. Ob ein Verband nach einem Tarif zahlt und wenn ja nach welchem, kann auf der jeweiligen Internetseite recherchiert werden. Die Gehälter beim ASB können also je nach Berufsgruppe und Region stark schwanken und lassen eine einheitliche Aussage über das Einkommensniveau nicht zu.
Die folgende Übersicht gibt dennoch Einblick in mögliche Berufe in Einrichtungen des Arbeiter-Samariter-Bunds sowie beispielhafte Jahresbruttogehälter, welche im Durchschnitt zu erwarten sind:
Führungspositionen
- Einrichtungsleiter/-in: 56.000 – 61.000 €
- Fachbereichsleiter/-in: 55.000 – 61.000 €
- Geschäftsführer/-in: ca. 88.000 €
Soziale Berufe
- Erzieher/-in: 28.000 – 39.000 €
- Notfallsanitäter/-in: 34.000 – 40.000 €
- Pflegefachkraft: 27.000 – 31.000 €
- Rettungsassistent/-in: ca. 29.000 €
- Sozialpädagoge/-in: 35.000 – 42.000 €
Kaufmännische und sonstige Berufe
- Executive Assistant: 32.000 – 40.000 €
- Finanzkoordinator/-in: 56.000 – 60.000 €
- Fachwirt/-in im Gesundheitswesen: 55.000 – 59.000 €
Aktuelle Jobangebote des Arbeiter-Samariter-Bunds
Der ASB: Gemeinnützig oder doch eher eigennützig?
Möchte man etwas über den Arbeiter-Samariter-Bund erfahren, wird man im Internet schnell fündig. Doch bei der Recherche stößt man nicht nur auf positive Schlagzeilen, denn immer wieder landet der ASB, genau wie andere große Wohlfahrtsorganisationen, negativ in den Medien – und meist geht es dabei um Geld. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass für die Finanzen gemeinnütziger Organisationen in Deutschland andere Regelungen und Vorteile gelten, als für herkömmliche Unternehmen. Aus diesem Grund konnten in der Vergangenheit finanzielle Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen der Sozialverbände immer wieder vertuscht werden. Auch wenn die Wohlfahrtsorganisationen in Deutschland vom Finanzamt im Auge behalten werden, kommt es immer wieder zu Skandalen. Doch was ist innerhalb des Arbeiter-Samariter-Bunds vorgefallen?
Besonders zwei Vorfälle haben bundesweit für Empörung gesorgt: Im Kreis Rheingau-Taunus hat der ASB mehr als 10 Jahre lang Kita-Kosten in Rechnung gestellt, die so nicht angefallen sind. Auch Sachkosten und Anschaffungskosten wurden manipuliert. Die Kommune hat dem örtlichen Verband also regelmäßig zu viel Geld überwiesen, was zu einem Schaden von rund 2,2 Millionen Euro führte. Ein ähnlicher Vorfall wurde im Jahr 2019 im bayrischen Landesverband des ASB aufgedeckt. Insgesamt 6 Millionen Euro wurden im Rettungsdienst zu Unrecht kassiert. Den Krankenkassen und somit auch den Beitragszahlern wurden über viele Jahre Kosten in Rechnung gestellt, deren Entstehung nie nachgewiesen werden konnte. Was mit der Summe passiert ist, ist bis heute unklar. In diesem speziellen Fall wurden zusätzlich Ermittlungen wegen des Verdachts auf schweren Betrug eingeleitet, da viele Unterlagen des Verbands fehlen und Geschäftszahlen oft nicht nachvollziehbar sind. Wie gemeinnützig ist der Arbeiter-Samariter-Bund also wirklich? Und kann man sich trotz solcher Schlagzeilen weiterhin auf die wohltätigen Absichten des Vereins verlassen?
Positiv ist, dass der ASB in beiden genannten Fällen schnell reagiert hat. Nicht nur die verantwortlichen Mitarbeiter wurden entlassen und die entstandenen Schäden zurückerstattet, auch vereinsinterne Verbesserungen wurden zügig angestoßen und umgesetzt. So wurden beispielsweise Systeme eingeführt bzw. verbessert, um zukünftiges Fehlverhalten von Mitarbeitern so unwahrscheinlich wie möglich zu machen. Letztendlich betreffen diese Skandale meist nur regionale Verbände oder einzelne Mitarbeiter. Keineswegs mindern diese Vorfälle die tägliche Arbeit der allermeisten hauptberuflichen Samariter und ehrenamtlichen Helfer. Der Arbeiter-Samariter-Bund bleibt ein großer Arbeitgeber und eine wichtige Hilfsorganisation in Deutschland, die vielen Menschen das tägliche Leben erleichtert.
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Quellen:
Asb.de
Ausbildungsstellen.de
Glassdoor
Hessenschau.de
Kununu.de
Nordbayern.de
Samariterinside.de
Autorin: Jule Bruch