News

Arbeiten bei der Agentur für Arbeit: Gehalt, Jobs und Co.

Tipps & Tricks zum Thema Gehalt, Karriere & Berufsleben
findest du im Stepstone Magazin
Mann und Frau tauschen sich am Schreibtisch aus

Mit der Agentur für Arbeit – früher auch unter dem Namen Bundesanstalt für Arbeit und umgangssprachlich als Arbeitsamt bekannt – haben die wenigsten Menschen gern zu tun. Doch die Arbeitsagenturen erfüllen wichtige Aufgaben bei der Beratung, Förderung und Vermittlung in Arbeit oder Ausbildung. Sie bietet Hilfesuchenden Orientierung in einer Berufswelt, die für viele immer unübersichtlicher und kurzlebiger zu werden scheint. Unabhängigkeit, finanzielle Sicherheit oder soziale Teilhabe sind nur einige wenige Argumente dafür, warum es in unserer Gesellschaft wichtig ist, einer geregelten Beschäftigung nachzugehen. Im Fokus dieses Artikels stehen Beschäftigungsmöglichkeiten bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern. Wir klären darüber auf, welche Jobs die Agentur für Arbeit anbietet und mit welchem Gehalt ungefähr gerechnet werden kann.

Historie und Aufbau der Bundesagentur für Arbeit

Die Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung wurde 1952 gegründet. Später hieß sie Bundesanstalt für Arbeit und seit 2004 ist sie unter dem Namen Bundesagentur für Arbeit (BA) bekannt. Ihre Aufgaben sind umfangreich, der Fokus liegt auf verschiedensten arbeitsmarktrelevanten Thematiken. Die Belegschaft setzt sich sowohl aus Angestellten als auch aus Beamten zusammen, wobei die Zahl der Beamten sinkend ist und in ihrer Gesamtheit nur noch einen geringen Anteil der Beschäftigten ausmacht.

Die Bundesagentur für Arbeit gliedert sich in verschiedene Dienststellen. Die beiden größten und bekanntesten sind die Agenturen für Arbeit mit etwa 600 Niederlassungen und die Jobcenter mit 302 Niederlassungen bundesweit. Die Familienkasse mit rund 100 Standorten gehört als drittgrößte Dienststelle ebenfalls dazu. Neben diesen drei großen Dienststellen betreibt die Bundesagentur für Arbeit außerdem:

  • Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV)
  • Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
  • IT-Systemhaus
  • Europavertretung
  • Hauptstadtvertretung
  • Hochschule der BA (HdBA)
  • Führungsakademie der BA (FBA)
  • Service-Haus der BA

Derzeit beschäftigt die Bundesagentur für Arbeit ca. 95.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an mehr als 1.000 Standorten in der Bundesrepublik. Damit ist sie die größte Behörde in Deutschland. Ob durch eine Ausbildung, ein Studium oder als Quereinsteiger; die BA bietet als Teil des öffentlichen Dienstes sichere Arbeitsplätze mit einem ansprechenden Gehalt.

Ausbildung und Studium bei der Bundesagentur für Arbeit

Der sicherste Weg für einen Einstieg bei der Agentur für Arbeit führt über eine Berufsausbildung oder ein Studium direkt bei der Bundesagentur für Arbeit. Durch passgenaue Berufsausbildungen und Studiengänge sichert sie sich Fachkräfte und Führungskräfte und bildet diese nach spezifischen Anforderungen aus.

Berufsausbildungen bei der Arbeitsagentur

Wer sich für eine Berufsausbildung bei der Agentur für Arbeit entscheidet, hat die Wahl aus drei verschiedenen Ausbildungen:

Die monatliche Bruttoausbildungsvergütung für Fachangestellte für Arbeitsmarktdienstleistungen ist wie folgt gestaffelt:

  • 1. Ausbildungsjahr: 1.018,26 €
  • 2. Ausbildungsjahr: 1.068,20 €
  • 3. Ausbildungsjahr: 1.114,02 €

Die Vergütung bei den beiden Ausbildungen zum Fachinformatiker ist identisch und liegt jeweils 100 Euro über der Ausbildungsvergütung der Fachangestellten für Arbeitsmarktleistungen. Konkret bedeutet dies für die Ausbildungsvergütung der Fachinformatiker:

  • 1. Ausbildungsjahr: 1.118,26 €
  • 2. Ausbildungsjahr: 1.168,20 €
  • 3. Ausbildungsjahr: 1.214,02 €

Damit liegt das Ausbildungsgehalt der Bundesagentur für Arbeit über dem bundesweiten Durchschnitt: Im Jahr 2019 bekamen Azubis im Schnitt 939 Euro brutto monatlich. Nach der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung werden die Absolventinnen und Absolventen in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis bei der Arbeitsagentur übernommen. Insgesamt lässt sich daher sagen, dass eine Ausbildung bei der BA gut bezahlt wird und eine sichere Anstellung garantiert.

Studieren bei der Bundesagentur für Arbeit

Die BA bietet verschiedene Studiengänge an, um Fachleute auf den jeweiligen Gebieten auszubilden. Die Vergütung liegt hierbei zum Teil weit über dem, was die meisten anderen dual Studierenden verdienen:

  • Duales Studium Arbeitsmarkt-Management
    (Vergütung: monatlich 1.620 €)
  • Duales Studium Beratung für Bildung, Beruf und Beschäftigung
    (Vergütung: monatlich 1.620 €)
  • Duales IT-Studium beim IT-Systemhaus
    (Vergütung: monatlich 880 €. In den Praxisphasen monatlich 1.750 €)
  • Förderstudium Betriebswirtschaft, Wirtschafts- oder Sozialrecht
    (Vergütung: monatlich 880 €, in den Praxisphasen monatlich 1.570 €)

Die beiden Studiengänge Arbeitsmarkt-Management und Beratung für Bildung, Beruf und Beschäftigung werden an der Hochschule der BA (HdBA) angeboten, die derzeit Standorte in Mannheim und Schwerin hat. Das Studium an der HdBA dauert jeweils drei Jahre und besteht aus Theorie- und Praxisabschnitten. In den Praxisphasen arbeiten die Studierenden in den verschiedenen Einrichtungen der Bundesagentur für Arbeit.

Für das duale IT-Studium kann die Hochschule hingegen frei gewählt werden. Die Praxisphasen finden jedoch zentral im IT-Systemhaus in Nürnberg statt. Das Förderstudium wird an ausgewählten Hochschulen angeboten und gilt nur für bestimmte Studienfächer. Während der vorlesungsfreien Zeit erhalten Studierende umfangreiche Einblicke in verschiedene Arbeitsgebiete der Bundesagentur für Arbeit.

Nach Abschluss des Studiums werden Absolventinnen und Absolventen für mindestens 24 Monate bei der Bundesagentur für Arbeit beschäftigt. In den meisten Fällen werden sie sogar in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen.

Passende Jobs

Bruttogehalt:
Durchschnittliches Bruttogehalt bei 40 Wochenstunden

Vom Trainee zur Führungskraft bei der BA

Neben den Berufsausbildungen und den Studiengängen ist es auch möglich, eines von zwei Traineeships bei der Bundesagentur für Arbeit zu durchlaufen, das IT-Traineeprogramm sowie das Traineeprogramm für Führungskräfte. Diese richten sich allerdings vorwiegend an Menschen mit einschlägiger Vorbildung, die vorzugsweise ein Masterstudium erfolgreich absolviert haben. Dementsprechend hoch ist die Vergütung, sie beträgt monatlich 4117,73 Euro. Nach 24 Monaten ist das Traineeprogramm beendet und der bzw. die Trainee wird in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen, um Führungs- und Expertenaufgaben innerhalb der Bundesagentur für Arbeit zu übernehmen.

Praktika für Schüler und Interessierte

Darüber hinaus bietet die Agentur für Arbeit auch Praktika an, um Schülern und Schülerinnen oder anderen Interessierten einen Einblick in die Arbeit der verschiedenen Dienststellen der BA zu verschaffen. Durch Gespräche mit Auszubildenden und Studierenden können Praktikanten somit Informationen und Erfahrungsberichte erhalten. Unter bestimmten Voraussetzungen werden Praktika bei der BA vergütet. Eine Vergütung nach Mindestlohn muss grundsätzlich dann gezahlt werden, wenn das Praktikum länger als drei Monate dauert und es sich nicht um ein Pflichtpraktikum im Rahmen einer Ausbildung oder eines Studiums handelt. Allerdings werden freiwillige Praktika laut BA nur bis zu einer Dauer von drei Monaten angeboten.

Berufe und Gehälter bei der Bundesagentur für Arbeit

Zwar beschäftigt die BA auch Hausmeister, Sicherheitskräfte, Reinigungspersonal und andere Berufsgruppen, doch die Schwerpunkte liegen auf Verwaltung, Beratung und Vermittlung. Dementsprechend stark sind entsprechende Berufsgruppen in den Dienststellen der Agentur für Arbeit vertreten, wenn auch nicht ausschließlich. Die folgende Liste der Berufe und Gehälter ist daher exemplarisch zu verstehen:

  • Assistent/-in im Berufspsychologischen Service: 2366,09 – 3227,12 €
  • Sekretär/-in - Assistent/-in der Geschäftsführung: 2366,09 – 3227,12 €
  • Telefonserviceberater/-in: 2586,36 – 3529,35 €
  • Fachassistent/-in Leistungsgewährung: 2586,36 – 3529,35 €
  • Fachassistent/-in Kurzarbeitergeld, Insolvenzgeld und Leistungen nach dem Altersteilzeitgesetz: 2586,36 – 3529,35 €
  • Fallmanager/-in im Jobcenter: 3.280 – 4.600 € (Eingruppierung nicht immer eindeutig)
  • Fachkraft Leistungsgewährung: 3358,13 – 4602,90 €
  • Fachkraft Kindergeld (Familienkasse): 3358,13 – 4602,90 €
  • Fachkraft im regionalen Infrastrukturmanagement: 3358,13 – 4602,90 €
  • Sachbearbeiter/-in Leistungsgewährung: 3358,13 – 4602,90 €
  • Arbeitsvermittler/-in mit Beratungsaufgaben: 3358,13 – 4602,90 €
  • Wissenschaftliche/-r Mitarbeiter/-in: 4583,13 – 6368,84 €
  • Führungskräfte: 7030,78 – 9765,63 €

Alle Gehaltsangaben entsprechen einem monatlichen Bruttogehalt bei Vollzeitbeschäftigung in einem Angestelltenverhältnis nach Tarif der BA. Die Bezüge der Beamten und Beamtinnen weichen von diesen Angaben ab, bewegen sich aber in einer ähnlichen Spanne. Das Gleiche gilt für solche Angestellten bei den Jobcentern, die nicht nach dem Tarif der BA bezahlt werden.

Durch den eigens für die Bundesagentur für Arbeit entworfenen Tarifvertrag sind die Löhne übersichtlich und transparent in der Gehaltstabelle BA einsehbar. Wie so häufig ist es auch hier üblich, dass das Gehalt mit zunehmender Berufserfahrung und Dauer der Tätigkeitsausübung zunimmt. Dies nennt die BA Entwicklungsstufen (ES). Um aufzusteigen, müssen Beschäftigte eine gewisse Zeit lang in ihrer Tätigkeitsebene arbeiten. Mit besonderen Qualifikationen und nachgewiesener Berufserfahrung ist es möglich, direkt in einer höheren Entwicklungsstufe einzusteigen. Beginnen neu eingestellte Arbeitnehmer bei Entwicklungsstufe 1, sieht der Aufstieg in höhere Entwicklungsstufen wie folgt aus:

  • Aufstieg in ES 2 nach einem Jahr in ES 1
  • Aufstieg in ES 3 nach zwei Jahren in ES 2
  • Aufstieg in ES 4 nach drei Jahren in ES 3
  • Aufstieg in ES 5 nach vier Jahren in ES 4
  • Aufstieg in ES 6 nach fünf Jahren in ES 5

Nach 15 Jahren sind die Beschäftigten bei durchschnittlicher Leistung auf der höchsten Entwicklungsstufe innerhalb der Tätigkeitsebene angekommen. Liegt die Leistung über bzw. unter dem Durchschnitt, kann das Erreichen der nächsthöheren Entwicklungsstufe ab ES 3 beschleunigt bzw. verzögert werden. Leistungsfaktoren spielen beim Erreichen der höheren Entwicklungsstufen also eine wichtige Rolle.

Funktionsstufen: Wie hoch fallen die Bonuszahlungen aus?

Beschäftigte bei der BA erhalten bei Übernahme von weiteren Aufgaben bzw. Funktionen einen nicht unerheblichen Bonus durch eine sogenannte Funktionsstufe. Diese werden unterteilt in tätigkeitsabhängige und tätigkeitsunabhängige Funktionsstufen. Der monatliche Bonusbetrag soll einen besonderen Anreiz schaffen, um Mitarbeiter für die Übernahme weiterer Funktionen zu motivieren. Hierbei kann es sich beispielsweise um eine Abwesenheitsvertretung für Kollegen oder Vorgesetzte oder die Funktion eines Ansprechpartners für den Datenschutz handeln. Dabei wird der Bonus nur solange gezahlt, wie der Mitarbeiter die zusätzlichen Aufgaben und Funktionen wahrnimmt.

Derzeit liegen die monatlichen Bruttozahlungen – abhängig von der Tätigkeitsebene – der Funktionsstufe 1 zwischen 66,02 Euro und 187,06 Euro und für Funktionsstufe 2 sogar zwischen 132,04 Euro und 374,12 Euro.

Stellen beim Jobcenter

Bruttogehalt:
Durchschnittliches Bruttogehalt bei 40 Wochenstunden

Quereinstieg bei der BA? Gute Berufliche Chancen

Die Bundesagentur für Arbeit bietet zudem auch Quereinsteigern verschiedene Möglichkeiten, um sich bei ihr einzubringen. Wer eine abgeschlossene Berufsausbildung oder gar ein Studium vorweisen kann, hat verschiedene Möglichkeiten, um bei der BA beruflich einzusteigen. Besonders gute Chancen haben Absolventinnen und Absolventen von Berufsausbildungen und Studiengängen in Richtung Verwaltung, Beratung, Management, Wirtschaft, Recht, Psychologie oder Pädagogik.

Der Quereinstieg bei der Bundesagentur für Arbeit bietet sich insbesondere bei beratenden Aufgaben an, beispielsweise der Arbeitsvermittlung. Häufig werden neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter laut Eigenaussage der Bundesagentur für Arbeit intensiv eingearbeitet. Denkbar ist auch eine Umschulung zum Arbeitsvermittler bzw. zur Arbeitsvermittlerin. Diese kann unter Umständen durch einen Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit oder des Jobcenters finanziert werden.

Kritik: Es brodelt unter der Oberfläche

Trotz des bisher eher positiven Bildes der Agenturen für Arbeit und der Jobcenter haben Teile der Belegschaft einiges zu kritisieren. Unter den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen scheint die Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen gemischt zu sein. So beschweren sich einige von ihnen beispielsweise über ein zu hohes Arbeitsaufkommen, schlechte Einarbeitung oder sogar Mobbing durch Vorgesetzte.

Laut einigen Stimmen scheinen sich einige Vorgesetzte nicht immer so zu verhalten, wie es erwartet wird. Sie würden Mitarbeiter mobben oder sich abfällig gegenüber Mitarbeitern und Kunden verhalten. Einige Beschäftigte klagen über fehlende Unterstützung durch Vorgesetzte und über zu viel Bürokratie. Häufig sei Quantität wichtiger als Qualität der Arbeit. Durch die vielen Regularien und Gesetze hätten einige den Überblick verloren. Das angeblich schlechte Arbeitsklima wird sogar von Mitarbeitern oder Ex-Mitarbeitern genannt, die den Arbeitgeber BA überwiegend positiv bewertet haben.

Diese sehr subjektiven Wahrnehmungen sollten nicht überbewertet, aber dennoch erwähnt und in der Gesamtbetrachtung berücksichtigt werden.

Fazit: verlässlicher Arbeitgeber mit einigen Makeln

Als größte Behörde in Deutschland mit einer beträchtlichen Mitarbeiterzahl ist es sicherlich nicht einfach, jedem gerecht zu werden. Auch individuelle Einstellungen zum Thema Arbeit, Arbeitslosigkeit und dem Motto Fördern und Fordern tragen dazu bei, dass die Wahrnehmung der Agenturen für Arbeit und der Jobcenter extrem gespalten ist. Spätestens seit der Reform des Sozialsystems im Zuge der Agenda 2010 ist der Begriff Hartz IV für viele ein rotes Tuch.

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Kundenkontakt bei den Agenturen für Arbeit oder bei den Jobcentern bekommen den Unmut vieler, die von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) betroffen sind, zu spüren. So gehören zum Arbeitsalltag Spannungen auf Kundenseite, Druck von den Vorgesetzten und dazwischen die persönlichen Moralvorstellungen und Qualitätsansprüche an die eigene Arbeit. Wer als Beschäftigter bzw. Beschäftigte bei der Agentur für Arbeit oder den Jobcentern auf Dauer glücklich sein möchte, benötigt ein dickes Fell, Glück mit den Vorgesetzten und den Willen, Menschen in Not wirklich helfen zu wollen.

Gleichzeitig muss eine Anstellung bei der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter nicht lebenslang sein. Wer die Tätigkeit dort als Sprungbrett betrachtet, um zukünftig für eine Vielzahl an beruflichen Einsatzmöglichkeiten im Bereich der Beratung oder Verwaltung gerüstet zu sein, der profitiert sicher langfristig von den dortigen Erfahrungen.

Quellen:

Arbeitsagentur

Bibb    

Bpb

Kununu

Ver.di