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Kreative Bewerbung: Wo ergibt sie Sinn und wie kann sie aussehen?

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Ein kreativer Arbeitsplatz mit bunten Wasserfarben und Stiften rund um ein wießes Blatt Papier

Große und kleine Unternehmen erhalten täglich eine Vielzahl an Bewerbungen, sodass den Personalverantwortlichen häufig kaum Zeit bleibt, die Unterlagen der einzelnen Bewerber ausführlich zu sichten. Vor allem in Großstädten landen bei Unternehmen nicht selten mehr als hundert Bewerbungen auf eine Stellenanzeige. Ganz gleich ob man sich für ein Praktikum, eine Ausbildung, ein Trainee-Programm oder einen Vollzeitjob bewirbt – um aus der Masse der Bewerbungen herauszustechen, ist oftmals mehr als ein Standardanschreiben und ein tabellarischer Lebenslauf nötig.

Um sich von den übrigen Bewerbern abzuheben und einen nachhaltigen ersten Eindruck bei Personalern und Führungskräften zu hinterlassen, kann eine kreative Bewerbung helfen. Dabei sind ein ausgefallenes Design, ein origineller Inhalt oder ein unkonventionelles Format nur drei von unzähligen Möglichkeiten, die Bewerbung kreativer und ansprechender zu gestalten. Jedoch kommen kreative Bewerbungen nicht überall gut an. In einigen Branchen sollten Bewerber lieber von einer zu ausgefallenen Bewerbung absehen und sich am Standard orientieren.

Wo man mit einer kreativen Bewerbung punkten kann, wo sie besser vermieden werden sollte und wie eine kreative Bewerbung genau aussehen kann, zeigen wir im folgenden Artikel.

Was ist eine kreative Bewerbung?

Eine kreative Bewerbung ist eine individuelle und ausgefallene Bewerbung, die von der Standardbewerbung wenig bis sehr stark abweicht. Eine Standardbewerbung besteht in der Regel aus einem Anschreiben, einem tabellarischen Lebenslauf und ggf. aus Arbeitsproben und Zeugnissen. Eine kreative Bewerbung kann hingegen die unterschiedlichsten Formate und Formen annehmen – frei nach dem Motto: Der Kreativität sind (fast) keine Grenzen gesetzt. Eine kreative Bewerbung kann zum Beispiel aus einem Video bestehen, ein extravagantes Design haben oder im Format einer eigenen Homepage gestaltet sein.

Eine kreative Bewerbung sollte jedoch nicht mit einer Bewerbung in der Kreativ- und Designbranche verwechselt werden. Dort müssen häufig kreative Arbeitsproben in Form einer Praxismappe der Bewerbung beigefügt werden. Eine solche Bewerbung kann selbstverständlich kreativ sein, wird jedoch nicht dem Oberbegriff Kreative Bewerbung zugeordnet.

Kreativagenturen, Werbeagenturen & Start-ups – hier kommt eine kreative Bewerbung gut an

Vor allem in der Kreativbranche sind unkonventionelle Bewerbungen ein geeignetes Mittel, um die Aufmerksamkeit der Personaler und der potenziellen zukünftigen Vorgesetzten auf sich zu ziehen und die Chancen auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu erhöhen. In einigen Agenturen und Unternehmen der Branche wird eine kreative Bewerbung sogar erwartet. Anmerkungen wie „Bitte sende deine – gerne auch kreative – Bewerbung an…“ sind in Kreativagenturen oder Start-ups keine Seltenheit mehr. Die kreative Bewerbung ist somit eine kleine zusätzliche Arbeitsprobe, mit der der Bewerber sein Einfallsreichtum unter Beweis stellen kann.

Bevor man die Entscheidung trifft, sich bei einem Unternehmen mit einer kreativen Bewerbung zu bewerben, sollte der zukünftige Arbeitgeber genauestens unter die Lupe genommen werden. Unter anderem sollte man sich vor der Erstellung einer kreativen Bewerbung folgende Fragen stellen:

  • Ist eine kreative Bewerbung für die Position in dem Unternehmen angebracht?
  • Was macht das Unternehmen aus und wie kann ich meine Bewerbung daran anpassen?
  • Welches Format einer kreativen Bewerbung passt zu dem Unternehmen?
  • Welche Qualitäten werden für meine angestrebte Position erwartet und wie kann ich diese durch meine Bewerbung präsentieren?

Für die Beantwortung der ersten Frage ist es hilfreich, das Unternehmensumfeld und die Branchenstruktur im Vorfeld gründlich zu analysieren.

In folgenden Bereichen und Unternehmenszweigen kann eine kreative Bewerbung sinnvoll sein:

Warum im Controlling oder in einer Rechtsanwaltskanzlei eine kreative Bewerbung unpassend sind

Kreative Bewerbungen sind kein Patentrezept, um eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu erhalten. In einigen Branchen sind kreative Bewerbungen schlichtweg unangemessen und vermindern sogar die Aussicht auf den Job. Vor allem in konservativen Branchen und Unternehmen wie im Finanzwesen, im Rechtswesen, in Medizin und Forschung und im öffentlichen Dienst sollten Bewerber eher auf eine standardisierte Form der Bewerbung setzen. Das bedeutet jedoch nicht, dass typische Floskeln wie „Mit großem Interesse habe ich Ihre Stellenanzeige gelesen“ oder „Ich bin teamfähig und kommunikativ“ für Anerkennung bei den Personalern sorgen. Auch in einer standardisierten Bewerbung z. B. für eine Stelle als Lehrer, Finanzbeamter oder Notar kann man sich durchaus von den üblichen Floskeln lösen und authentisch sowie prägnant die wichtigsten Erfahrungen und persönlichen Eigenschaften nennen.

Wie kann eine kreative Bewerbung aussehen?

Etwa ein Drittel aller Bewerberinnen und Bewerber nimmt sich lediglich bis zu 30 Minuten Zeit für eine Bewerbung. Die Konzeption und Gestaltung einer kreativen Bewerbung ist viel aufwendiger als das Verfassen einer standardisierten Bewerbung. Sie muss genau auf die Stellenanzeige und das Unternehmen zugeschnitten werden, individuell und gleichzeitig professionell wirken. Bewirbt man sich beispielsweise bei einem Kinderbuchverlag, so wäre eine Möglichkeit, die Bewerbung in Form der Bücherprospekte zu gestalten. Im Folgenden sind weitere Beispiele genannt, wie eine kreative Bewerbung aussehen kann.

Die eigenen Schwächen zugeben

Wie wäre es, im Lebenslauf oder im Anschreiben neben den Stärken auch die Schwächen zu kommunizieren? Diese Maßnahme wirkt authentisch und zeigt bei der richtigen Formulierung das Potenzial des Bewerbers auf. Schreibt ein Bewerber beispielsweise in seinen Lebenslauf „Ich kann noch nicht: verhandlungssicher Spanisch sprechen, mit ERP-Programmen arbeiten und Pivot-Tabellen erstellen“, verdeutlicht er durch diese Maßnahme, was er noch lernen will und in welchen Bereichen er sich in Zukunft verbessern möchte. Zudem zeugt dies von der Fähigkeit, sich und seine Arbeit zu reflektieren.

Dass dieser Ansatz erfolgversprechend sein kann, zeigt folgendes Beispiel: Der amerikanische Marketing-Experte Jeff Scardino schickte Bewerbungen an zehn Unternehmen, darunter jeweils eine reguläre und eine ‚ehrliche‘ Bewerbung unter einem anderen Namen. In der ehrlichen Bewerbung zählte er neben seinen Stärken auch seine Schwächen und Misserfolge auf. Auf die regulären Bewerbungen erhielt er lediglich eine Rückmeldung – die ehrliche Variante erregte hingegen mehr Aufmerksamkeit und Scardino wurde zu fünf Vorstellungsgesprächen eingeladen.

Ein ausgefallenes Design oder das Corporate Design verwenden

Vor allem in der Kreativbranche sollte die Bewerbung in einem ansprechenden Design gestaltet werden. Hier kann mit verschiedenen Farben, Schriften, Symbolen, Grafiken, Listen und Bildern gearbeitet werden. Besitzt das Unternehmen bereits ein einschlägiges (Corporate) Design, so kann der Bewerber seine Bewerbung optisch und inhaltlich an dieses anpassen. Von der Gestaltung des Deckblatts in den Unternehmensfarben, bis hin zur Übernahme der Typografie – vor allem im Design gilt: Je kreativer, desto besser.

Ein Beispiel stellt in diesem Zusammenhang die Bewerbung von Nina Mufleh dar. Sie bewarb sich initiativ auf einen Job bei Airbnb; dabei gestaltete sie eine Website mit ihrer Bewerbung und einer Analyse der Expansionspotenziale des Unternehmens auf der Arabischen Halbinsel – und alles optisch im Stil der Nutzerprofile auf Airbnb. Airbnb Gründer Brian Chesky beschrieb diese Bewerbung als die beste, die er je zu Gesicht bekommen habe. Mufleh wurde zu einem offiziellen Vorstellungsgespräch eingeladen und machte zudem weitere Unternehmen wie Dropbox, Uber und LinkedIn auf sich aufmerksam.

Auf andere Formate setzen

Neben der klassischen Bewerbung, bestehend aus einem Dokument, welches Anschreiben und Lebenslauf enthält, sind weitere und originellere Formate bei einer kreativen Bewerbung möglich. Auch hier sind die Möglichkeiten groß und reichen von Videos, welche z. B. über QR-Codes erreicht werden, über speziell für die Bewerbung eingerichtete Social-Media-Kanäle, bis hin zu eigenen Bewerbungshomepages, wie sie beispielsweise Mufleh entworfen hat.

Ein weiteres kreatives Beispiel: Der Amerikaner Alec Brownstein kaufte über Google Ads Anzeigen mit dem Slogan „Googling yourself is a lot of fun. Hiring me is fun, too.“ Die erschienen immer dann, wenn sich die von ihm ausgewählten fünf top Creative Directors in New York selber googelten. Das Resultat war eindeutig: Vier der fünf Kreativdirektoren luden ihn zum Vorstellungsgespräch ein. Daraufhin erhielt er zwei Jobangebote und nahm schließlich eines dieser Angebote an.

Weitere Möglichkeiten

Neben den ausgefallenen Varianten kann eine Bewerbung auch durch kleinere Abweichungen vom Standard interessanter und ansprechender wirken. Anstelle einer langweiligen Floskel zu Beginn des Anschreibens hinterlässt ein interessanter Einstieg einen bleibenden ersten Eindruck. Warum nicht z. B. die farblose Floskel „Hiermit bewerbe ich mich auf die Stelle …“ durch die eigene Motivation wie „Schreiben ist meine Leidenschaft – deshalb bin hoch motiviert, Teil Ihres Teams zu werden“ ersetzen?

Die Grenzen einer kreativen Bewerbung

Wie gezeigt, sind der Kreativität in einer kreativen Bewerbung fast keine Grenzen gesetzt – aber eben auch nur fast. Auch in einem ausgefallenen Design sollte die Bewerbung übersichtlich und gut strukturiert sein. Ein zu verspieltes Design, welches Elemente wie kleine Herzen, Blümchen oder Glitzer enthält, wirkt unprofessionell. Allgemein sollte beachtet werden, dass die Bewerbung zum Unternehmen und zur angestrebten Position passt. In einer Agentur für Printformate würde ein Bewerber mit einem Online-Bewerbungsvideo eventuell weniger punkten als mit einer kreativ gestalteten Bewerbungsmappe.

Zusammenfassend sollte ein Bewerber auf folgende Punkte bei der Gestaltung einer kreativen Bewerbung achten:

  • Übersichtlichkeit
  • Struktur
  • Rechtschreibung
  • Angemessenheit
  • Professionalität
  • Inhalt
  • Glaubwürdigkeit & Authentizität
  • Vermeidung von Floskeln
  • Keine Kopie von Vorlagen aus dem Internet

Fazit: Die kreative Bewerbung – ein schmaler Grat zwischen Individualität und mangelnder Professionalität

Mit einer kreativen Bewerbung will man auffallen und die Aufmerksamkeit der Personalverantwortlichen gewinnen. Dies kann durch einen originellen Inhalt, ein ausgefallenes Design oder ein überraschendes Format gelingen. Jedoch sind kreative Bewerbungen nicht in allen Branchen angebracht. So sollte in eher konservativen oder wissenschaftlichen Branchen und Unternehmen von einer kreativen Bewerbung abgesehen werden. In der Kreativ- und Medienbranche hingegen sind kreative Bewerbungen gern gesehen und gelten mancherorts gar schon als der neue Standard. Doch auch der kreativen Bewerbung sind einige Grenzen gesetzt. Da es immer noch um die Bewerbung für seriöse Arbeitsstellen geht, sollte die Bewerbung auch die Ernsthaftigkeit der Intention des Bewerbers widerspiegeln und nicht nur der Unterhaltung dienen. Die Gefahr, dass eine kreative Bewerbung als unprofessionell wahrgenommen wird, ist groß. Daher ist es wichtig, dass Bewerber in ihrer kreativen Bewerbung authentisch bleiben, Struktur und Übersichtlichkeit beachten sowie ihre Bewerbung individuell an den Job und ans Unternehmen anpassen. Wer mit frischen Ideen die Personaler und zukünftigen Vorgesetzten von sich überzeugen will, muss sich an diese Grundsätze halten.

Spiegelt die Bewerbung wider, dass sich der Bewerber Gedanken über sich selbst und die zukünftige Firma gemacht hat und seine Lücken im Lebenslauf nicht durch ein aufregendes Design verschleiern möchte, kann eine überzeugende kreative Bewerbung die Chancen auf einen Job erhöhen. Je nach Branche und angestrebtem Job gilt aber auch hier: Weniger ist manchmal mehr.

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Quellen:

KarriereSPIEGEL
myStipendium
t3n
Statista