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Arbeiten beim Gesundheitsamt: Gehalt, Jobs und Ausbildung

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Ob die Verkündung neuer Fallzahlen oder die Anordnung von Quarantänemaßnahmen, während der Corona-Pandemie erscheinen örtliche Gesundheitsämter fast täglich in den Nachrichten. Gerade wegen COVID-19 ist die Arbeit dieser behördlichen Einrichtung verstärkt in den Mittelpunkt gerückt, doch auch in Normalzeiten verrichten die etwa 400 Gesundheitsämter in ganz Deutschland überaus wichtige Aufgaben.

Gesundheitsämter sind Teil des sogenannten Öffentlichen Gesundheitsdienstes, der sich die Sicherstellung und den Schutz der Volksgesundheit (heutzutage oftmals auch als Public Health bezeichnet) zum Ziel setzt. Auf nationaler Ebene gehören dazu als oberste Instanz das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und etwa auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sowie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Ebenso das Robert-Koch-Institut (RKI) sowie das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), beide während der Pandemie öffentlich überaus präsent, sind hier zu nennen.

Auf lokaler Ebene obliegt die operative Handlungsgewalt hingegen vor allem den zuständigen Gesundheitsämtern, weswegen diese eine wichtige Säule im Gesundheitssystem der Bundesrepublik Deutschland bilden. Doch was sind eigentlich die exakten Aufgaben eines Gesundheitsamtes? Welche Berufsgruppen sind dort beschäftigt? Und welche Gehälter kann man dort erwarten? Diese und weitere Fragen klären wir in diesem Artikel.

Bekannt unter vielen Namen: Welchen Status haben Gesundheitsämter?

Viel Verantwortung, wenig Anerkennung – so dachte sich auch das Robert-Koch-Institut und rief 2019 den seitdem jährlich stattfindenden Tag des Gesundheitsamtes ins Leben. Datum ist der 19. März, angelehnt an den Geburtstag von Johann Peter Frank, der als Begründer der öffentlichen Gesundheitsdienste gilt. Er setzte sich für die staatliche Unterstützung adäquater Arbeits- und Wohnverhältnisse ein und war einer der geistigen Väter der Hygiene als universitäres Fach. 1792 veröffentlichte er sein Hauptwerk „System einer vollständigen medicinischen Polizey“.

Die Verbindung öffentlicher Gesundheit mit dem Namen Robert Koch ist naheliegend, denn dieser war für kurze Zeit auch kommissarischer Leiter des 1876 begründeten Kaiserlichen Gesundheitsamtes. 1918 wurde dieses in Reichsgesundheitsamt umbenannt, 1952 dann als Bundesgesundheitsamt neu gegründet, welches sich in den 1990er-Jahren schließlich auflöste. Seitdem fußt öffentliche Gesundheit auf einem föderal geprägten System, zu dem neben den bereits genannten Institutionen auf Bundesebene auch Landesbehörden sowie eben die Gesundheitsämter gehören, welche es seit 1934 gibt. Heute besitzen diese den Status einer sogenannten unteren Gesundheitsbehörde.

Gesundheitsämter sind häufig staatliche Einrichtungen, doch können ebenso als kommunale Behörde existieren. Rechtlich unterliegen sie vor allem den jeweiligen Landesgesetzen und Landesverordnungen, doch auch Bundesgesetze und zu einem geringen Teil EU-Recht sind relevant. Oftmals sind sie zudem in andere Ämter integriert, zum Beispiel in Landratsämter. Gesundheitsämter können also je nach Standort in unterschiedliche Strukturen eingegliedert sein und unterschiedliche Aufgabenschwerpunkte haben.

Daher kommt es auch, dass ein Gesundheitsamt in vielen Fällen gar nicht so heißt. Verbreitet ist vor allem die offizielle Amtsbezeichnung als Fachdienst Gesundheit, manchmal auch als Fachbereich Gesundheit, wie es etwa in Hannover der Fall ist. Selbsterklärend ist zudem der Name Amt für Gesundheit, doch komplizierter wird es, wenn verschiedene Aufgabenbereiche in einer Behörde zusammengefasst werden. In Erfurt kennt man etwa nur das Amt für Gesundheit und Soziales, in Konstanz das Amt für Gesundheit und Versorgung, während in Berlin-Mitte das Gesundheitsamt lediglich Teil des Bezirksamtes ist, und zwar in der Abteilung Stadtentwicklung, Soziales und Gesundheit. Uneinheitlich geregelt ist auch das Veterinärwesen, welches neben Tierschutz und Tierhygiene auch für die Untersuchung von Schlachtfleisch und sonstigen Lebensmitteln zuständig ist. Dessen gesonderte Behandlung ist an manchen Orten wie zum Beispiel Magdeburg oder Münster aufgehoben, weswegen es dann ein breit gefasstes Gesundheits- und Veterinäramt gibt. Gar nicht so einfach also, hier den Überblick zu behalten: Bürgerinnen und Bürger können deswegen auf Online-Services zugreifen, beispielsweise vom Robert-Koch-Institut, um die für den eigenen Wohnort zuständige Behörde zu ermitteln.

Aufgaben des Gesundheitsamtes: Infektionsschutz, Hygieneüberwachung und vieles mehr

Auch wenn der exakte Aufgabenbereich eines Gesundheitsamtes vom jeweiligen Landesgesundheitsgesetz abhängt und somit variiert, gibt es doch einige Kernaufgaben, die stets übernommen werden, ganz gleich unter welchem Namen das Amt letztendlich operiert. Hierzu gehört zum Beispiel der amtsärztliche Dienst. Dieser ist für Begutachtungen von Einzelpersonen auf gesetzlicher Grundlage zuständig, die etwa für Fahrerlaubnis, Prozessfähigkeit, Dienstfähigkeit oder bei einer Adoption nötig sind. Auch Blutentnahmen bei Drogendelikten oder Vaterschaftstests fallen in den Aufgabenbereich; somit fungieren meist Gerichte oder andere Behörden als Auftraggeber. Ein Amtsarzt oder eine Amtsärztin ist in der Regel auch die Person, die ein Gesundheitsamt leitet.

Kernbestandteil jedes Gesundheitsamtes ist weiterhin der Kinder- und Jugendärztliche Dienst. Typische Tätigkeiten sind hier ärztliche Hilfe für Kinder mit Behinderung oder chronischer Krankheit, die Untersuchung von Kindern vor dem Eintritt in den Kindergarten bzw. vor der Einschulung sowie Begutachtungen in Hinblick auf sonderpädagogischen Förderbedarf. Auch werden Eltern über notwendige Impfungen oder Bewegungs- und Sprachförderangebote informiert. In manchen Bundesländern gibt es zusätzlich noch einen Kinder- und Jugendzahnärztlichen Dienst.

Zentrales Element der Arbeit eines Gesundheitsamtes ist außerdem die Hygieneüberwachung, denn an Orten des öffentlichen Raumes, welche von vielen Menschen frequentiert werden, können schnell Keime übertragen werden. Klassische Beispiele für solche Einrichtungen sind Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, aber auch Schwimmbäder, Sportstätten und Spielplätze.

Weitere Pflichten, die häufig von Gesundheitsämtern übernommen werden, sind zudem beispielsweise:

  • Sozialpsychiatrischer Dienst
  • Gesundheitsberichterstattung
  • Gesundheitsförderung
  • Umweltmedizin
  • AIDS-Beratung
  • Schwangerenberatung

Eine gerade während der Corona-Pandemie relevante Aufgabe darf allerdings nicht vergessen werden: Der Infektionsschutz. Neben der Koordination mit Kliniken und anderen Gesundheitsbehörden sowie der Ausstellung von Quarantäneverfügungen schließt das vor allem die Information von Erkrankten und im Zuge dessen die Nachverfolgung von Kontaktpersonen (Contact Tracing) mit ein. Eigens hierfür organisierte Ermittlungsteams versuchen dann, Infektionsketten zu erkennen und einzudämmen.

Ausbildung, Berufe und Gehälter beim Gesundheitsamt

Gesundheitsämter sind nicht nur für das Wohlergehen der Gesamtbevölkerung zuständig, sondern tragen als Arbeitgeber zudem Verantwortung für ihre Mitarbeiter; geschätzte 17.000 waren es insgesamt im Jahr 2015.

Nur ein kleiner Anteil davon ist direkt medizinisch tätig, etwa 2.500 Ärzte und Ärztinnen arbeiteten 2014 in deutschen Gesundheitsämtern. Hinzu kommen noch Arzthilfen sowie Beschäftigte in verwandten Gebieten wie etwa Psychologie und Sozialpädagogik, welche vor allem im Kinder- und Jugendärztlichen Dienst sowie im Sozialpsychiatrischen Dienst benötigt werden. Beispiele für medizinische Berufe, die in einem Gesundheitsamt ausgeübt werden können, sind somit etwa:

Einen Sonderfall stellen Fachärzte und Fachärztinnen für öffentliches Gesundheitswesen dar. Diese beginnen ihre Ausbildung mit einem klassischen Studium der Humanmedizin, dessen erfolgreicher Abschluss mit der Erteilung der ärztlichen Approbation einhergeht. Anschließend spezialisieren sie sich dann in einer fünfjährigen fachärztlichen Weiterbildung nicht auf die Behandlung, sondern auf die Prävention von Krankheiten. Auch die allgemeine Gesundheitsaufsicht und Maßnahmen der Gesundheitsfürsorge gehören zu ihrer Expertise. In diesem Feld ist zudem ein weiterer Spezialberuf zu finden, nämlich der des Hygienekontrolleurs bzw. der Gesundheitsaufseherin.

Darüber hinaus arbeitet ein großer Teil der Beschäftigten vor allem in Bereichen der Verwaltung. Zu klassischen administrativen Berufen, die sich in Gesundheitsämtern finden, gehören beispielsweise:

Wer nicht nur im Gesundheitsamt arbeiten will, sondern den Beruf dort auch erlernen möchte, kann dort bzw. im übergestellten Bezirks- oder Landratsamt oftmals direkt eine Ausbildung beginnen. Welche Jobs von den örtlichen Behörden angeboten werden, ist je nach Standort unterschiedlich und muss für jeden Einzelfall selbst überprüft werden. Mögliche Ausbildungsberufe, die Interessierten offen stehen könnten, sind zum Beispiel:

Freie Stellen bei Gesundheitsämtern

Bruttogehalt:
Durchschnittliches Bruttogehalt bei 40 Wochenstunden

Da Mitarbeiter eines Gesundheitsamtes in der Regel verbeamtet sind, richtet sich deren Einkommen nach dem jeweiligen Tarifvertrag: Für Beamte in einer kommunalen Behörde ist das der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD), welcher eine eigene Entgelttabelle für Beschäftigte der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) enthält. Beamte in einem staatlichen Amt unterliegen hingegen Landesbestimmungen und werden daher nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) bezahlt, welcher in allen Bundesländern außer Hessen gültig ist. Einheitliche Aussagen können also nicht getroffen werden, da Arbeitnehmer je nach Qualifikation und Führungsverantwortung in höhere Entgeltgruppen aufsteigen können, zumal jede Entgeltgruppe noch in sechs erfahrungsabhängige Stufen untergliedert ist.

Beispielhaft sei die Berufsgruppe der Medizinischen Fachangestellten betrachtet: Diese sind üblicherweise in Entgeltgruppe 7 eingeteilt, was einem monatlichen Bruttolohn von etwa 2.690 bis 3.380 Euro entspricht. Sofern bestimmte als schwierig eingestufte Aufgaben erfüllt werden, zum Beispiel die Durchführung mikrobiologischer Verfahren wie Virusisolierungen und Antikörperbestimmungen oder die Wartung und Justierung von hochwertigen Messgeräten, ist ein Aufstieg in Entgeltgruppe 8 (ca. 2.860 bis 3.540 Euro) oder gar 9a (ca. 3.010 bis 3.950 Euro) möglich. Eine weitere Gehaltserhöhung wird erreicht, sobald nennenswerte leitende Tätigkeiten übernommen werden. Wem mindestens 16 Beschäftigte unterstellt sind, der verdient in Entgeltgruppe 10 dann etwa 3.430 bis 4.860 Euro monatlich.

Gleichzeitig muss jedoch beachtet werden, dass es eine große Anzahl an Teilzeitmitarbeitern gibt. Hinzu kommen Aushilfsjobs, wie sie etwa während der Corona-Pandemie bei der Auswertung von Fragebögen oder der Recherche zu Infektionsketten angeboten werden. Am anderen Ende der Gehaltsspanne befinden sich Ärztinnen und Ärzte, doch ausgerechnet hier werden niedrige Löhne kritisiert. Grund: Selbst in der höchsten Entgeltstufe 15 liegt der monatliche Lohn bei vergleichsweise niedrigen 4.880 bis 7.820 Euro, in Kliniken oder mit einer eigenen Praxis können deutlich höhere Gehälter realisiert werden. Auch wenn hierfür geregelte Arbeitszeiten geboten werden, so scheint die Attraktivität jener Stellen abzunehmen: Die Anzahl an Ärzten in Gesundheitsämtern ist in den letzten 20 Jahren um ein Drittel gesunken, viele Behörden klagen über Personalmangel und unbesetzte Stellen.

Ohnehin arbeitet der Öffentliche Gesundheitsdienst, von Gesundheitsminister Spahn als „Dreh- und Angelpunkt“ bei der Unterbrechung von Infektionsketten bezeichnet, während der Coronakrise an seiner Kapazitätsgrenze. Zumindest während der Pandemie wurde deswegen vielerorts bereits Verstärkung aus anderen Ämtern organisiert, eine dauerhafte Lösung ist das allerdings nicht. Daher plant der Bund, bis 2026 knapp vier Milliarden Euro für Gesundheitsämter auszugeben.

 

Quellen:

Ärztezeitung

Berufsverband Deutscher Internisten

Bundesagentur für Arbeit

Bundesministerium für Gesundheit

Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des ÖGD e.V.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Mitteldeutscher Rundfunk

ÖffentlicherDienst.info

Robert-Koch-Institut

Zeit Online

 

Autor: Michel Vo