Die Ausbildung zum Fluglotsen ist kein klassischer Ausbildungsberuf, der frei zugänglich ist. Im Gegenteil: Die Ausbildungsplätze sind rar, heiß begehrt und dementsprechend schwer zu bekommen. Jedes Jahr durchlaufen nur ca. 5% aller Bewerber das umfangreiche Auswahlverfahren erfolgreich.
Die Ausbildung ist einheitlich und strikt geregelt. In Deutschland bildet die Deutsche Flugsicherung (DFS) die angehenden Fluglotsen aus. Doch bevor die 2- bis 3,5-jährige Ausbildung angetreten werden kann, wartet ein anspruchsvolles und mehrstufiges Auswahlverfahren auf die Bewerber. Wer die formellen Basis-Voraussetzungen, wie das Abitur und ein Maximalalter von 24 Jahren zum Zeitpunkt der Bewerbung erfüllt und den vorgeschalteten Online-Test positiv durchläuft, wird nach Hamburg zur ersten Auswahlrunde beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt eingeladen. Dort werden folgende Dinge geprüft:
- Sprachkompetenz in Englisch
- Räumliches Vorstellungsvermögen
- Konzentrationsfähigkeit
- Zahlenaffinität
Die Bewerber, die hier überzeugen, kommen eine Runde weiter. In dieser werden durch einfache Lotsen-Simulationen ihre Mehrfachbelastbarkeit und ihre Fähigkeiten, die richtigen Entscheidungen zu treffen sowie im Team zu arbeiten getestet. Wer das anschließende Gespräch mit einer Auswahlkommission aus Psychologen und Fluglotsen erfolgreich bestreitet, muss zum Abschluss nur noch den Medizin-Check bestehen. Hier geht es u. a. um Folgendes:
- 100% Sehkraft sind Pflicht, Brille oder Kontaktlinsen sind grundsätzlich OK
- Einwandfreies Farbsehen
- Uneingeschränktes Hörvermögen
- Chronische Krankheiten wie Diabetes können u. U. ein Ausschlusskriterium sein
Nach diesem mehrtägigen Bewerbungsmarathon steht fest, wer offiziell als geeignet für die Fluglotsenausbildung angesehen wird und einen Platz an der Akademie der DFS angeboten bekommt. Wichtig! Jeder Bewerber hat nur einen Versuch. Wer das Auswahlverfahren einmal nicht erfolgreich durchläuft oder die Ausbildung zum Lotsen bereits einmal abgebrochen hat, darf sich kein weiteres Mal bewerben. Für eine andere Ausbildung oder einen anderen Job bei der DFS ist dies jedoch kein Hinderungsgrund.
Nun beginnt also die Ausbildung auf dem DFS-Campus in Langen bei Frankfurt und wer es bis hierher geschafft hat, hat beste Chancen, später auch als Fluglotse zu arbeiten. Denn ca. 90% aller Auszubildenden absolvieren die Ausbildung erfolgreich und haben somit einen Job bei der DFS sicher. Die auf zwei Säulen aufgebaute Ausbildung startet an der Akademie, bevor es im zweiten Teil dann bereits an den vorgesehenen Einsatzort, also in einen Tower oder in eine Kontrollzentrale, ins so genannte Center, geht. In den 12 bis 15 Monaten auf dem Campus steht zunächst praxisnaher Unterricht an. Auf dem Lehrplan stehen dabei u. a.:
- Navigation
- Luftrecht
- Flugzeugtypenkunde
- Meteorologie
- Luftfahrt-Englisch
- Sprechfunkverfahren
Das Erlernte kann dann schon bald im Simulator angewendet und erprobt werden. Hier geht es unter möglichst realen Arbeitsbedingungen darum, sich auf den zweiten Teil der Ausbildung, das ‚Training on the Job‘, vorzubereiten. Denn wer alle Prüfungen besteht, erhält die „Student Licence“ und darf zur weiterführenden Ausbildung an seinen zukünftigen Arbeitsplatz wechseln.
Im Center oder Tower angekommen, beginnt der praktische Teil der Ausbildung. Dieser dauert, je nach persönlicher Entwicklung, noch einmal ein bis zwei Jahre. Der angehende Lotse betreut jetzt den ihm zugewiesenen Luftraum, selbstverständlich vorerst unter den wachsamen Augen eines erfahrenen Ausbilders, der Hilfestellungen und Rückmeldungen gibt. Durch den Erwerb zahlreicher Lizenzen, die die Übernahme spezifischer Aufgaben und Funktionen regeln, darf der Auszubildende immer mehr Verantwortung übernehmen, bis er schließlich mit der letzten Lotsenlizenz die Befugnis erwirbt, eigenverantwortlich innerhalb seines Zuständigkeitsbereiches zu arbeiten. Damit ist die Ausbildung abgeschlossen und der Absolvent startet als frischgebackener Fluglotse durch.