Bumerang-Bewerbung: zurück zum alten Arbeitgeber
Man sieht sich immer zweimal im Leben – diese Redewendung gilt auch, vielleicht sogar ganz besonders, im beruflichen Bereich. Besonders intensiv und interessant wird das zweite Zusammentreffen dann, wenn man sich als Arbeitnehmer bei einem Unternehmen bewirbt, bei dem man bereits zuvor gearbeitet hat. Umgangssprachlich nennt man so ein Wiederaufleben lassen eines Ex-Arbeitsverhältnisses „Bumerang-Bewerbung“.
Die Praxis, dass Arbeitnehmer nach einem Abstecher in eine andere Firma wieder zu ihrem ehemaligen Arbeitgeber zurückkehren, ist im Ausland teilweise deutlich verbreiteter, aber auch in Deutschland nimmt sie zu. Das hat sicherlich auch mit der Veränderung eines klassischen Karriereverlaufs zu tun. War es früher gang und gäbe, dass Menschen ihr gesamtes berufliches Leben in einem einzigen Unternehmen verbracht haben, sind heute mehrere Arbeitgeberwechsel im Laufe einer Karriere nichts Ungewöhnliches mehr. Gründe für solch einen Wechsel gibt es dabei viele:
- Bedürfnis nach neuen Impulsen
- Experimentierfreude
- mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten
- nicht leistungsgerechte Bezahlung
- Ärger mit Kollegen oder Vorgesetzten
- private Ursachen, die einen Umzug in eine andere Region erfordern
Doch es gibt nicht nur viele Gründe ein Unternehmen zu verlassen, es gibt auch gute Gründe zu einem ehemaligen Arbeitgeber zurückzukehren. Hier erfahren Sie, welche das sein können und worauf Sie achten sollten, wenn Sie zurück zu Ihrem ehemaligen Arbeitgeber möchten.
Gute Gründe für eine Rückkehr
Sich nach einem Abstecher zu einer anderen Firma wieder beim alten Arbeitgeber zu bewerben ist kein Eingeständnis einer Niederlage und kein Versagen, wenn es gute und nachvollziehbare Gründe für die Rückkehr gibt. Vielleicht haben Sie sich durch Ihr neu hinzugewonnenes Wissen für eine bessere Position qualifiziert und damit die fehlenden Entwicklungschancen und im gleichen Zuge auch das Gehaltsproblem beseitigt. Möglicherweise gehen Sie dadurch sogar unliebsamen Kollegen oder Vorgesetzten aus dem Weg.
Vielleicht haben Sie auch festgestellt, dass der alte Arbeitsbereich mehr zu Ihren Interessen und Fähigkeiten passt, eventuell das Klima unter den Kollegen einfach angenehmer ist oder Sie sich mit der Unternehmensphilosophie besser identifizieren können – Dinge, die man manchmal erst registriert, wenn man etwas anderes kennengelernt hat. Und alles auch Dinge, die ein Kompliment für den Ex-Arbeitgeber bedeuten.
Kommunizieren Sie also ruhig offen, warum Sie wieder zurückkommen möchten. Wichtig ist dabei aber, dass Sie tatsächlich gute Gründe haben und sich nicht nur aus der Not heraus oder weil es bequem erscheint erneut bewerben. Das merkt der alte neue Arbeitgeber spätestens, wenn Sie wieder zurück sind, und es spricht letztendlich nicht für Sie. Schließlich werden Sie in aller Regel nicht aus reiner Nettigkeit wieder eingestellt, auch das Unternehmen verspricht sich selbstverständlich etwas von Ihrer Rückkehr.
Das macht Sie für Ihren Ex-Arbeitgeber interessant
Während Ihres Abstechers in ein anderes Unternehmen haben Sie in der Regel an Know-how hinzugewonnen. Idealerweise haben Sie sogar bei einem Wettbewerber oder einem Zuliefer- bzw. Abnehmer-Betrieb des ehemaligen Arbeitgebers Einblicke in Prozesse, Abläufe und Strukturen erhalten und Ihr Netzwerk innerhalb der Branche erweitert. Dieses Wissen und Ihre Kontakte sind begehrt und verbessern Ihre Chancen sowohl auf eine Wiedereinstellung als auch auf eine bessere Position als bei Ihrem ersten Vertrag im Unternehmen.
Mit einem Aufstieg sollte die Wiederkehr in der Regel übrigens verbunden sein. Unter Umständen und in bestimmten Konstellationen ist vereinzelt auch eine Rückkehr in die alte Position denkbar. In diesem Fall müssen Sie aber genau darauf achten, dass dies von Vorgesetzten und Kollegen nicht als Stillstand und damit als Rückschritt gesehen wird. Eine Rückkehr in eine schlechtere Position sollten Sie ausschließen. Dies würde nicht nur der Karriere gewaltig schaden, sondern auch Ihren Stand innerhalb der Firma schwer belasten.
Auch weitere Faktoren machen Sie als Rückkehrer zu einem interessanten Bewerber. Sie sind dem Arbeitgeber bekannt, er weiß, was er an Ihnen hat und was er von Ihnen erwarten kann. Zudem sind Ihnen Unternehmenswerte und -kultur sowie interne Abläufe und Strukturen bereits vertraut. Eine Einarbeitungszeit, während der in der Regel von Arbeitgeberseite viel investiert wird und der Output des neuen Arbeitnehmers eher gering ist, fällt komplett weg oder zumindest deutlich kürzer aus.
In diesem Zusammenhang spielt auch die Zeit, die seit Ihrem Ausscheiden vergangen ist, eine Rolle. Als optimal gilt eine Zeitspanne von zwei bis fünf Jahren – nicht zu kurz, um Wissen hinzugewonnen und sich weiterentwickelt zu haben, aber auch nicht so lang, dass die oben genannten Vorteile in Sachen Unternehmensstruktur hinfällig geworden sein könnten.
Basis für eine Rückkehr: ein Abschied im Guten
Wenn man so will, ist das Ende Ihrer ersten Tätigkeit im Unternehmen der Moment, wo der Grundstein für eine mögliche Wiederkehr gelegt wird. Ein Abschied im Guten sollte eigentlich sowieso immer das Ziel sein, auch wenn Sie zu diesem Zeitpunkt in keiner Weise an eine Rückkehr denken. Man wird Sie in der Regel so in Erinnerung behalten, wie Sie sich verabschiedet haben. Wenn dabei böses Blut geflossen ist, stehen die Chancen für ein Revival denkbar schlecht. Zudem empfiehlt es sich, nicht schlecht über den Ex-Arbeitgeber zu sprechen. Nicht nur, dass diesem das zu Ohren kommen könnte, Sie machen sich auch unglaubwürdig, wenn Sie trotz negativer Äußerungen wieder zurückmöchten.
Willkommener Nebeneffekt: Wenn die Trennung positiv und professionell verläuft, fällt es leichter, später Kontakt zu Unternehmen und Kollegen zu halten – ein weiterer Faktor in Sachen erfolgreicher Bumerang-Bewerbung.
Kontakt halten zahlt sich aus
„Lassen Sie uns in Verbindung bleiben“ – heißt es häufig zum Abschied, wird aber fast genauso häufig nicht konsequent umgesetzt. Kommt der Vorschlag von Vorgesetzten oder der Personalabteilung, spricht das dafür, dass man mit Ihrer Arbeit zufrieden war. Dies dürfte eine gewünschte Rückkehr deutlich erleichtern, besonders dann, wenn Sie tatsächlich in Verbindung geblieben sind. Wenn Sie zu offenen Feiern und sogenannten Alumni-Treffen für ehemalige Mitarbeiter erscheinen, zeigt dies Ihre Verbundenheit zum Unternehmen. Zudem bekommen Sie mit, was sich in der Firma tut. Noch besser sind die Einblicke, wenn Sie auf persönlicher Ebene mit Ex-Kollegen in Kontakt bleiben. Hier erfahren Sie nicht nur, ob es strukturelle Veränderungen gibt oder welche Kollegen das Unternehmen verlassen, sondern ggf. auch, wenn es Vakanzen gibt, die für Sie interessant sein könnten, im besten Fall sogar vor der offiziellen Ausschreibung.
Der zweite erste Tag
Hat es nun tatsächlich mit einer erneuten Einstellung beim Ex-Ex-Arbeitgeber geklappt, kann es natürlich passieren, dass sich nicht alle Kollegen über Ihre Rückkehr freuen. Dieser Fall kann eintreten, wenn Sie einen Posten erhalten haben, den diese selbst gern bekommen hätten oder wenn Sie beim ersten Mal gleichgestellt waren und jetzt plötzlich Vorgesetzter sind. Seien Sie in jedem Fall auf (kritische) Fragen Ihrer Kollegen bezüglich Ihrer Wiederkehr vorbereitet. Und wenn dennoch der ein oder andere Kollege hinter vorgehaltener Hand negativ über Ihre Rückkehr spricht, reagieren Sie professionell und zeigen Sie durch Ihr Können, dass der Abstecher in eine andere Firma nicht umsonst war und dass Sie dort Dinge gelernt haben, die eine Rückkehr und ggf. die bessere Position rechtfertigen.
Wichtig ist, dass Sie innerlich neu anfangen und nicht dort weitermachen, wo Sie einst aufgehört haben. Schließlich gab es Gründe, warum Sie das Unternehmen verlassen haben. Sie sollten also darauf achten, dass Sie mögliche alte Fehler vermeiden, die zu der Unzufriedenheit geführt haben. Dann steht einem erfolgreichen Comeback nichts mehr im Weg.
So stehen die Chancen für eine Rückkehr
Selbstverständlich kann es auch immer passieren, dass trotz vermeintlich bester Voraussetzungen eine Rückkehr zum alten Arbeitgeber nicht zustande kommt. Häufig sind dann verletzte Eitelkeiten der Grund: Vorgesetzte oder die Unternehmensführung sehen den Abgang eines Mitarbeiters unter Umständen als Verrat, als mangelnde Loyalität. Damit schließen sie eine Wiedereinstellung aus Prinzip aus, Sie sollten das also nicht persönlich nehmen.
Die meisten Arbeitgeber sind inzwischen aber offen für Bumerang-Bewerbungen: Nach einer Umfrage des Personaldienstleisters Robert Half sind in Deutschland 81 % der knapp 2.400 befragten Personal- und Finanzmanager bereit, ehemaligen Mitarbeitern eine zweite Chance zu geben. Alles andere wäre allerdings auch etwas kurzsichtig, nicht nur wegen des Know-hows, dem man sich von vornherein verschließt, sondern auch wegen der positiven Strahlkraft, die wiederkehrende Mitarbeiter auf die Außendarstellung und -wahrnehmung des Unternehmens haben. Auch für Ihren eigenen Lebenslauf sind die Signale einer Wiedereinstellung eher positiv. Schließlich spricht es für die Qualität Ihrer Arbeit, wenn Sie von einem ehemaligen Arbeitgeber erneut eingestellt werden.
Das gehört in eine Bumerang-Bewerbung
Wer bei einer Bumerang-Bewerbung den klassischen Bewerbungsweg geht, statt sein Netzwerk zu nutzen, der sollte unbedingt im ersten Satz des Anschreibens aufgreifen, dass bereits in dem Unternehmen gearbeitet wurde. Des Weiteren müssen unbedingt Argumente im Anschreiben geliefert werde, warum man zurückkommen möchte. Auch die neuen Kompetenzen und Erfahrungen sollten hervorgehoben werden, jedoch nicht alle Erfolge aufgelistet werden.
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Quellen:
Handelsblatt
Harvard Business Manager
Welt.de