Jasmin Dahler
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Für viele Menschen stellt sich die Frage, ob eine Karriere im medizinischen Bereich, insbesondere in einem Krankenhaus, zu ihnen passt. In diesem Artikel möchten wir dir einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Berufsfelder innerhalb eines Krankenhauses geben. Wir beleuchten die täglichen Herausforderungen, denen das Personal begegnet, und erklären, warum trotz zahlreicher Hürden viele Menschen eine Arbeit in der stationären medizinischen Versorgung wählen.
Was erwartet dich in einem Krankenhaus? Welche spezifischen Aufgaben und Verantwortlichkeiten haben die unterschiedlichen Berufsgruppen? Und was sind die Gründe dafür, dass viele Fachkräfte trotz der anspruchsvollen Arbeitsbedingungen und der hohen Verantwortung ihre Berufung in diesem Bereich finden?
Etwa 1.893 Krankenhäuser verzeichnete das Statistische Bundesamt 2022 in Deutschland – diese Zahl ist konstant sinkend. Zu Beginn des Jahrtausends waren es noch über 2.240, vor 30 Jahren gar mehr als 2.400. Folgerichtig sank auch die Anzahl an Krankenhausbetten 2015 zum ersten Mal unter die 500.000-Grenze; etwa 480.382 Betten waren es 2022. Fast 17 Millionen Patient*innen werden jedes Jahr behandelt: Dadurch entstehen Bruttogesamtkosten von mehr als 132 Milliarden Euro.
Beim Gedanken an Krankenhäuser kommen den meisten zuerst Ärzt*innen in den Sinn. 51 Prozent aller in Deutschland praktizierenden Mediziner*innen tun dies stationär: Das entspricht mehr als 200.000 Ärzt*innen; hiervon sind mehr als die Hälfte Fachärzt*innen. Die am prominentesten vertretenen Fachgebiete sind Innere Medizin, Chirurgie und Anästhesiologie. Einige Beispiele für Arztberufe in einer Klinik und deren mittleres Bruttojahresseinkommen sind etwa:
Alle Ärzt*innen werden von einer Vielzahl an medizinischen Assistent*innen unterstützt – hier eine Liste von möglichen Berufen und deren durchschnittlichen Bruttojahresgehältern:
Nicht weniger bedeutend sind Fachkräfte im Bereich der Pflege: Mehr als eine Million Menschen arbeiten in Deutschland in der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege oder Altenpflege, hiervon fast 300.000 in Krankenhäusern. Folgende Berufe gibt es hier (inkl. mittlerem Bruttojahreslohn):
Zuletzt sollte nicht vergessen werden, dass in einem Krankenhaus auch im Hintergrund viele Menschen agieren, etwa in der Verwaltung oder in der Medizintechnik. Beispiele für solche Berufe und ihre Brutto-Durchschnittsgehälter sind etwa:
Was ist das Mediangehalt?
Und was unterscheidet es vom Durchschnittsgehalt? Der Durchschnitt wird berechnet, indem alle Werte summiert und danach durch die Anzahl der Datensätze geteilt wird. Der Durchschnittswert kann durch extrem hohe oder niedrige Werte verzerrt werden. Zur besseren Einordnung des Durchschnittswertes hilft deshalb ein Vergleich mit dem Median. Der Median ist der Wert, der genau in der Mitte aller Werte liegt. Das heißt, es gibt exakt gleich viele Gehälter, die niedriger und die höher sind als das Mediangehalt.
Infolge des demografischen Wandels steigt die Anzahl älterer Menschen kontinuierlich. Somit erhöht sich auch der Bedarf an medizinischer Versorgung jedes Jahr. Umso mehr Personal wäre daher vonnöten, um diese Entwicklung stemmen zu können – stattdessen beklagen Kliniken schon seit Jahren einen akuten Personalmangel. Knapp 40.000 Pflegestellen sind derzeit unbesetzt, was Krankenhäusern erhebliche Schwierigkeiten bereitet, alle offenen Positionen zu besetzen. Ähnlich ist die Situation bei den Ärzt*innen: Mehr als drei Viertel aller Kliniken finden nicht genügend Mediziner*innen.
In einem Drittel aller Krankenhäuser mussten deswegen zeitweise Intensivbetten gesperrt und Fachbereiche abgemeldet werden. In den meisten Fällen ist es schlichtweg das vorhandene Personal, das die Lücken füllen muss. Die Folgen: Überstunden, dauernder Bereitschaftsdienst und viel zu lange Schichten. Horrorgeschichten von 24-Stunden-Diensten und Ärzt*innen, die direkt am Arbeitsplatz schlafen, werden dann Realität.
Infolge der Unterbesetzung muss das Personal mehr Patient*innen betreuen, als es eigentlich könnte. Darunter leidet die Qualität der Betreuung: Ärzt*innen sind dazu gezwungen, sich weniger Zeit für eine Behandlung zu nehmen, während Pflegekräfte nicht so häufig nach ihren Patient*innen sehen können, wie es eigentlich nötig wäre. Und nicht nur die medizinische, sondern auch die psychosoziale Versorgung kommt zu kurz: Das erstreckt sich ebenso auf die Angehörigen.
Die Folgen bekommen Ärzt*innen und Pflegekräfte am eigenen Leibe zu spüren, oft auch im wahrsten Sinne des Wortes: Ein Drittel aller Ärzt*innen und zwei Drittel aller Pfleger*innen auf Normalstationen berichten von körperlichen Übergriffen, auf der Intensivstation sind es gar fast 90 Prozent. Verbale Anfeindungen sind noch häufiger, wenn die Behandlungsqualität als unzureichend wahrgenommen wird, doch häufig trägt das medizinische Personal daran keine Schuld. Ohnehin wächst durch den Personalengpass und die daraus entstehende Überforderung die Angst vor Fehlern, schließlich kann ein Missgeschick in diesem verantwortungsvollen Feld im schlimmsten Fall über Leben und Tod entscheiden. Viele Ärzt*innen klagen über Leistungsdruck und Versagensangst.
Das spiegelt sich auch im eigenen Befinden wider: 74 Prozent aller Ärzt*innen sehen durch ihre Schichtzeiten die eigene Gesundheit beeinträchtigt, 44 Prozent empfinden psychische Belastung. Daher verwundert es nicht, dass Mediziner*innen und Pflegekräfte eine größere Gefährdung für Depressionen und Burn-out mitbringen, begünstigt durch schlechte Arbeitsbedingungen.
Angesichts der oftmals problematischen Arbeitsbedingungen könnte man sich leicht vorstellen, dass die Arbeit im Krankenhaus unbeliebt ist oder die dort Arbeitenden ihre Berufswahl bereuen – doch tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Zwar empfinden viele Ärzt*innen ihre Tätigkeit durchaus als auszehrend und wünschen sich eine bessere Work-Life-Balance, dennoch sind die meisten Mediziner*innen mit ihrem Beruf zufrieden. Ähnlich verhält es sich bei den Pflegekräften, von denen ebenfalls ein großer Anteil ihre Arbeit gerne ausübt.
Hauptgrund: Der tägliche Umgang mit Menschen und die Möglichkeit, Kranken helfen und oftmals sogar ihr Leben retten zu können. In Notzeiten wird die zentrale Bedeutung des klinischen Personals noch deutlicher, doch auch im Allgemeinen gilt: Kein anderes Berufsfeld ist so direkt mit lebensverbessernden und lebensverlängernden Maßnahmen verbunden und somit so unverzichtbar wie der medizinische Sektor.
Ein weiterer Aspekt, der viele Menschen in diesen Beruf zieht, ist die Vielfalt der Tätigkeiten und Spezialisierungen. Ob Chirurg*in, Radiolog*in oder Pflegekraft in der Intensivstation – die Bandbreite der Berufe im Krankenhaus ist enorm. Diese Vielfalt bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Spezialisierung und Weiterentwicklung, was vielen Fachkräften die Chance gibt, sich ständig neuen Herausforderungen zu stellen und in ihrem Beruf zu wachsen.
Doch trotz dieser positiven Aspekte bleibt die Realität: Der Personalmangel im Gesundheitswesen ist gravierend. Um dem entgegenzuwirken, sind sowohl politische Maßnahmen als auch gesellschaftliche Anerkennung notwendig. Dazu gehört eine faire Vergütung, bessere Arbeitsbedingungen und eine stärkere Wertschätzung der Arbeit, die tagtäglich in Krankenhäusern geleistet wird.
Die erforderlichen Qualifikationen variieren je nach Beruf. Ärzt*innen benötigen ein abgeschlossenes Medizinstudium und eine Approbation. Pflegekräfte müssen eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegekraft oder ein Pflegestudium abgeschlossen haben. Andere Berufe, wie medizinische Assistenz, erfordern spezifische Ausbildungen oder Fortbildungen.
Der Arbeitsalltag im Krankenhaus ist oft hektisch und anspruchsvoll. Er variiert je nach Beruf und Abteilung, umfasst aber häufig die direkte Patient*innenversorgung, das Durchführen medizinischer Untersuchungen, das Verwalten von Patient*innendaten und die Zusammenarbeit im Team. Die Arbeitszeiten können unregelmäßig sein und Schichtarbeit beinhalten.
Teamarbeit ist im Krankenhaus essenziell. Die Versorgung von Patient*innen erfordert die Zusammenarbeit verschiedener Fachkräfte, von Ärzt*innen und Pflegekräften bis hin zu Techniker*innen und Verwaltungspersonal. Gute Kommunikation und ein effektives Miteinander sind entscheidend für eine hochwertige Versorgung von Patient*innen.
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